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„Nur, weil ich das billige Teil von Temu gekauft habe, geht die Welt jetzt auch nicht unter“ – sagten 210 Millionen Menschen. So viele Nutzer:innen soll Temu angeblich weltweit haben, und allein in Deutschland werden täglich rund 400.000 Temu-Pakete ausgeliefert. Ok, sehr wahrscheinlich denkt sich nicht jede:r dabei den obigen Satz, oder ist sich der negativen Auswirkungen auf Umwelt und Mitmenschen von Billig-Shops wie Temu bewusst – dennoch höre ich in Gesprächen mit Menschen in meinem Umfeld immer wieder Variationen davon.
„Nur, weil ich … – wird das Leid der Tiere auch nicht weniger / geht die Umwelt auch nicht kaputt / gibt es das Angebot ja trotzdem.” 🤓
Oder aber „Meinst du wirklich, dass es einen Unterschied macht, nur weil du jetzt darauf verzichtest?“.
Und vielleicht hast du dich selbst schon mal gefragt: Kann mein persönliches Kaufverhalten überhaupt etwas bewirken? Schließlich bin ich ja nur ein Mensch von 8 Milliarden. 🧐
Die kurze Antwort: Ja, auf jeden Fall! (für die lange Antwort musst du den ganzen Beitrag lesen😅)
Tatsächlich haben wir als Konsument:innen mehr Einfluss, als wir oft glauben. Stichwort: Angebot und Nachfrage.
Der entscheidende Punkt ist nämlich, dass dein Kauf nicht für sich alleinsteht. Sobald genug Menschen anfangen, „Nein, danke“ zu problematischer Ware zu sagen und sich stattdessen nach fairen Alternativen umzuschauen, geraten auch große Konzerne ins Umdenken. Denn am Ende wollen sie alle nur eins: Geld verdienen. 💰
Unternehmen beobachten daher ständig, wohin sich die Nachfrage bewegt, reagieren auf Kund:innenwünsche, Marktentwicklungen und Kauftrends – und genau hier liegt unsere Macht.
Wenn wir bewusster einkaufen, kritische Fragen stellen und uns gegenseitig inspirieren und vernetzen, können wir Unternehmen zum Umdenken bewegen.
Genau deshalb ist ein „Nur, weil ich …“ eben doch mächtig – zumindest dann, wenn es viele von uns genauso sehen.
Warum das so ist, wie du gezielt aktiv werden kannst, welche Grenzen unser Einfluss hat, und welcher Grundvoraussetzungen überhaupt erfüllt werden müssen, dass wir nachhaltige Kaufentscheidungen treffen können, erfährst du in diesem Beitrag.
Okeeeeey let’s go! 🎤
Warum ist unser Konsumverhalten so mächtig?
In Deutschland werden jährlich Waren im Wert von mehr als 1,8 Billionen Euro konsumiert (Quelle: Statistisches Bundesamt 2022). Mit jedem Euro, den wir ausgeben, signalisieren wir einer Marke oder einem Unternehmen, welche Produkte wir wollen – und welche eben nicht.
Im Englischen gibt es dafür sogar einen Begriff: “Dollar Voting“.
„Dollar Voting“ ist eine Analogie, die den theoretischen Einfluss von Konsumentscheidungen auf das Handeln der Produzenten beschreibt – und zwar durch den Geldfluss, den Verbraucher:innen für deren Waren und Dienstleistungen zahlen. Grob übersetzt bedeutet es die „Abstimmung mit dem Geldbeutel“.
Große Konzerne beobachten Verkaufszahlen sehr genau und reagieren auf Veränderungen im Kaufverhalten. Sinkt der Absatz eines bestimmten Produkts, wird es überarbeitet oder vom Markt genommen und umgekehrt – je beliebter ein Produkt ist und je mehr es gekauft wird, desto mehr wird produziert und desto prominenter wird es angeboten.
Steigen faire und nachhaltige Produkte in der Gunst der Verbraucher:innen, gewinnen also auch genau diese Produkte mehr Platz in den Regalen.
Wusstest du? Laut einer Umfrage der Nielsen Global Corporate Sustainability Report achten rund 66 % der Konsument:innen weltweit inzwischen auf Nachhaltigkeit beim Einkaufen, Tendenz steigend.
Das heißt auch: Wer als Konsument:in konsequent nach fairen und nachhaltigen Alternativen fragt, kann einer Marke deutlich machen, dass sie sich stärker für Umweltschutz und soziale Verantwortung engagieren muss.
Angebot und Nachfrage einfach erklärt
Das gerade beschriebene Prinzip ist das Zusammenspiel zwischen “Angebot und Nachfrage” – die Grundpfeiler unseres Wirtschaftssystems.
Hier das Ganze mal kurz und knackig erklärt, falls dir das Prinzip neu ist, oder du dein Wissen noch einmal auffrischen magst:
- Das Angebot beschreibt, wie viele Produkte (z. B. T-Shirts) oder Dienstleistungen (z. B. Streaming-Abos) zu einem bestimmten Preis verfügbar sind.
- Die Nachfrage zeigt, wie viele Menschen bereit sind, ein Produkt oder eine Dienstleistung zu kaufen und zu welchem Preis sie das tun würden.
Je höher die Nachfrage, desto attraktiver wird es für Unternehmen, genau diese Produkte oder Dienstleistungen anzubieten – oft zu höheren Preisen. Umgekehrt sinkt der Preis, wenn das Angebot größer ist als die Nachfrage und sich die Regale füllen, ohne dass genügend Kund:innen zugreifen. Sinkt die Nachfrage nach einem Produkt oder einer Dienstleistung langfristig, wird es komplett aus dem Sortiment genommen, nicht mehr produziert, und verschwindet irgendwann vom Markt.
Was bedeutet das für unsere Kaufentscheidungen und die Macht, die wir Konsument:innen haben?
Ganz einfach:
Wenn wir überwiegend nachhaltige, faire oder umweltfreundliche Produkte nachfragen, und Billigprodukte bzw. umweltschädliche Produkte meiden, werden Unternehmen langfristig ihre Produktpalette anpassen und sich mehr auf nachhaltigen Konsum einstellen. Schließlich möchten sie möglichst viel verkaufen und ihren Gewinn maximieren.
Sehen Unternehmen also, dass sich nachhaltige Artikel besser verkaufen als konventionelle Alternativen, werden sie Produktionsprozesse ändern, neue Lieferanten finden oder ganz neue Produktlinien entwickeln.
Mit diesem Verständnis von Angebot und Nachfrage können wir nachvollziehen, warum jeder Einkauf, und auch jede Bewertung und jedes Teilen fairer Alternativen mehr oder weniger direkten Einfluss auf das Verhalten von Unternehmen hat.
Vorsicht: Manche Unternehmen versuchen gerade im Bereich des nachhaltigen Konsums nur den Anschein zu erwecken, sie würden auf die veränderte Nachfrage eingehen. Stichwort: Greenwashing! Es ist daher immer wichtig, “grünen” Werbeversprechen nicht einfach blind zu glauben, sondern diese auch zu hinterfragen.
Nachhaltiger Konsum: Wie du Unternehmen beeinflussen kannst
Lass uns im Folgenden genauer darauf schauen, wie du durch nachhaltige Kaufentscheidungen – aber auch darüber hinaus, ganz ohne Geld auszugeben – das Angebot von Unternehmen beeinflussen kannst.
Wir alle lieben doch einen kleinen Actionplan. 💪
1. Transparenz einfordern
Die erste praktische Möglichkeit, um Einfluss zu nehmen, ist ganz einfach (und kostenlos): Stelle Fragen! Ob über Social Media, Kontaktformulare oder direkt in Läden – Marken sollen wissen, dass Kund:innen mehr Transparenz fordern.
Hier ein paar Beispiel-Fragen, die du den Unternehmen stellen kannst:
- Materialien: Aus welchen Materialen werden eure Produkte produziert?
- Lieferkette: Woher kommen eure Produkte?
- Chemische Inhaltsstoffe: Welche Schadstoffe oder chemischen Prozesse stecken in den Produkten?
- Soziale Verantwortung & Arbeitsbedingungen: Erhalten die Arbeiter:innen einen fairen Lohn? Wird auf Arbeitsschutz geachtet? Unter welchen Bedingungen wurden eure Produkte produziert?
Marken, die auf Transparenz Wert legen, und nichts zu verbergen haben, beantworten solche Fragen offen und können entsprechende Zertifizierungen oder Audits vorweisen.
Manche versuchen leider, mit schwammigen Marketing-Begriffen wie „nachhaltig“ oder „umweltfreundlich“ zu überzeugen. Hier ist Vorsicht geboten! Viele Organisationen – beispielsweise Greenpeace oder Fashion Revolution – raten Verbraucher:innen, bei unklaren Antworten oder fehlenden Nachweisen nicht aufzugeben und lieber mehrfach nachzuhaken. Nur detaillierte Informationen zeigen tatsächliche Transparenz.
Aber auch, wenn du auf deine Fragen keine oder nur schwammige Antworten bekommst: Je mehr Menschen Fragen stellen, desto höher wird der Druck auf Unternehmen, diese auch (ehrlich) zu beantworten.
Tipp: Schließe dich Aktionen wie „Who Made My Clothes?“ von Fashion Revolution an, bei denen gezielt Fragen an Modemarken gestellt werden. Solche Kampagnen erzeugen öffentlichen Druck auf Unternehmen, mehr über ihre Produktionsbedingungen offenzulegen.
2. Alternativen finden und teilen
Kaum etwas ist so wirkungsvoll, wie alternative Brands auf Social Media, oder in deinem Umfeld zu empfehlen, die bereits faire, umweltschonende und sozialverträgliche Produkte herstellen.
Oft haben große Unternehmen noch einen langen Weg zur Nachhaltigkeit vor sich, während kleinere Labels schon jetzt hohe Standards erfüllen.
Je mehr wir unsere Käufe also bei solchen kleinen fairen Labels tätigen, desto mehr geben wir ihnen unsere Stimme und vor allem die benötigten Umsätze, damit sie ihre Arbeit fortsetzen können.
- Sustainability first: Wenn du etwas Neues brauchst, und es gerne neu kaufen möchtest oder musst, versuche also erst bei einem fairen Unternehmen zu kaufen. Ist dir das gerade z.B. aus finanziellen Gründen nicht möglich, kannst du trotzdem positiven Einfluss ausüben – ganz ohne Geld dafür auszugeben. Wie das geht lernst du in den folgenden Tipps und Kapiteln.
- Empfehlungen teilen : Empfehle in deinem Freundeskreis oder über soziale Netzwerke faire Produkte oder Unternehmen, von denen du überzeugt bist. Gerade für kleine Unternehmen sind Empfehlungen super wichtig, um bekannter zu werden. Auch, wenn jemand in dem Moment nicht an dem Produkt interessiert ist, bleiben solche Tipps im Kopf und können auch zu einem späteren Zeitpunkt zu einer nachhaltigeren Kaufentscheidung führen.
- Bewertungen schreiben: Je mehr (positive) Bewertungen oder Erfahrungsberichte nachhaltige und faire Brands erhalten, desto eher kommen sie in den Fokus neuer Kund:innen.
Kleiner Denkansatz: Stell dir vor, jede Person in deinem Umfeld würde eine faire Marke weiterempfehlen, anstatt bei einem Fast-Fashion-Konzern zu shoppen. So entstehen regelrechte Schneeballeffekte (nicht im Sinne eines MLM 😅), die Großkonzerne nicht länger ignorieren können.
3. Mit Petitionen und Initiativen Druck ausüben
Eine weitere effektive Methode, um Einfluss zu nehmen, sind Petitionen und NGO-Initiativen. Dabei musst du nicht einmal Geld ausgeben, wenn du nicht möchtest (Spenden sind aber oft möglich), denn hier schließen sich Menschen durch Unterschriftenaktionen zusammen, um eine große gemeinsame Stimme zu bilden, die Unternehmen und Politik nicht überhören können.
- Plattformen wie WeAct oder Change.org ermöglichen es dir, Petitionen zu unterzeichnen oder sogar selbst zu starten.
- Große NGOs wie Oxfam, Greenpeace oder BUND organisieren regelmäßig Kampagnen, die gezielt Unternehmen ansprechen, ihre CO₂-Bilanz zu verbessern oder fairere Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Fun Fact: Bereits 50.000 Unterschriften können eine spürbare öffentliche Debatte auslösen, da Petitionen damit oft in den Fokus von Medien rücken (Quelle: Campact 2021). Wenn eine Debatte einmal Fahrt aufnimmt, wird der Druck für Unternehmen größer, ihre Geschäftspraktiken zu ändern – denn niemand möchte einen Image-Schaden riskieren.
4. Aktionen im Alltag: Kleine Schritte, große Wirkung
Nicht jede:r hat die Zeit oder Ressourcen, sich regelmäßig an Demonstrationen zu beteiligen oder eigene Kampagnen zu starten. Das ist auch gar nicht nötig. Schon mit kleinen Änderungen in deinem Alltag kannst du dabei helfen, große Marken auf Nachhaltigkeit zu stoßen:
- Bewusst einkaufen: Mache dir vor jedem Kauf klar, ob du das Produkt wirklich brauchst oder ob eine nachhaltige Alternative existiert. Falls ja kaufe – wenn möglich und verfügbar – bei fairen Brands und lokalen Unternehmen, anstatt beim Billigprodukt-Riesen oder Fast-Fashion-Unternehmen.
- Fair-Trade-Siegel beachten: Siegel wie Fairtrade, GOTS (Global Organic Textile Standard) oder Blauer Engel sind Indikatoren für höhere Sozial- und Umweltstandards.
- Kontakt zum Unternehmen suchen: Wenn dir etwas an einem Produkt auffällt (z. B. viel Plastikverpackung), lass es die Marke wissen. Je mehr Menschen konstruktive Kritik äußern, und Fragen stellen, desto höher wird der Druck auf Unternehmen, diese Fragen auch beantworten zu können.
- Konsumauszeiten einlegen: Ein Social Media Detox kann nicht nur den Kopf freimachen, sondern auch helfen, Werbebotschaften weniger direkt ausgesetzt zu sein. Du kannst außerdem Newsletter abbestellen, damit du nicht durch Rabatt-Aktionen oder Infos über neue Produkte zum Kauf verleitet wirst. Wer weniger kauft, spart nicht nur Geld, sondern auch Umweltressourcen. Je weniger wir konsumieren, desto weniger wird auch angeboten. Mehr Tipps, wie du deinen Konsum reduzieren kannst, findest du in diesem Beitrag. Außerdem findest du hier 5 einfach Schritte zu einem nachhaltigeren Kleiderkonsum.
Noch ein fun fact: Eine Studie der Europäischen Kommission aus 2022 zeigte, dass 42 % der Verbraucher:innen ihre Kaufentscheidungen ändern, wenn sie erfahren, dass ein Produkt unter schlechten Arbeitsbedingungen hergestellt wird (Quelle: EU-Kommission 2022). Das ist ein klares Signal an Unternehmen, dass Transparenz und faire Praktiken heutzutage wettbewerbsentscheidend sind.
Verantwortung für nachhaltige Veränderungen – eine geteilte Aufgabe
Liegt die Macht, das Angebot von Unternehmen zu beeinflussen, also nur bei uns Konsument:innen?
Definitiv nicht! Und das möchte ich dir mit diesem Beitrag auch nicht vermitteln. Die Verantwortung, dass Unternehmen wie Temu & Co. gestoppt werden, kann und darf nicht nur auf uns Konsument:innen liegen, die bewusst einkaufen wollen und können, und damit den Markt in Richtung Nachhaltigkeit lenken sollen.
Nachhaltiger Konsum ist eine geteilte Verantwortung, die Politik, Unternehmen und Konsument:innen gleichermaßen betrifft:
- Verbraucher:innen: Unser Kaufverhalten beeinflusst wie bereits erklärt, welche Produkte auf dem Markt erfolgreich sind. Indem wir, sofern möglich, auf faire Alternativen setzen, signalisieren wir, dass Nachhaltigkeit wichtig ist. Dennoch agieren wir nicht immer rational und werden von Preisdruck, mangelndem Angebot oder anderen Faktoren eingeschränkt oder beeinflusst. Außerdem ist nachhaltiger Konsum auch ein Privileg (mehr dazu im nächsten Kapitel).
- Politik: Gesetze, Vorschriften und wirtschaftliche Rahmenbedingungen müssen den Weg für nachhaltigen Konsum ebnen. Ob bei der Förderung von Kreislaufwirtschaft oder dem Abbau umweltschädlicher Praktiken durch Subventionen – die Politik kann nachhaltige Entscheidungen attraktiver gestalten oder Unternehmen in die Pflicht nehmen.
- Wirtschaft: Die Wirtschaft hat eine zentrale und vielseitige Rolle beim nachhaltigen Konsum: Sie entscheidet, welche Produkte angeboten werden, entwickelt innovative Technologien für ressourcenschonende Produktion und steuert über Preispolitik und Marketing das Verbraucherverhalten. Unternehmerische Verantwortung und faire Lieferketten können ebenso zum Wandel beitragen wie neue Geschäftsmodelle in Richtung Kreislaufwirtschaft. Allerdings beeinflusst die Wirtschaft auch politische Rahmenbedingungen durch Lobbyarbeit und profitiert mitunter von umweltschädlichen Subventionen.
Nur wenn alle Akteure – Politik, Wirtschaft und Verbraucher:innen – an einem Strang ziehen, lassen sich die negativen Folgen unkontrollierten Konsums wirklich wirksam begrenzen. Jede Seite hat ihre Rolle, und erst das Zusammenspiel führt zu langfristigen Veränderungen.
Das bedeutet aber nicht, dass wir als Konsument:innen bzw. als Mitglieder unserer Bevölkerung der Politik und Wirtschaft ausgeliefert sind. Ganz im Gegenteil: Konsument:innen haben einen größeren Einfluss auf Politik und Wirtschaft, als oft angenommen.
Durch gezielte Kaufentscheidungen, Petitionen und öffentlichen Druck (z.B. durch Proteste wie die Fridays for Future Bewegung) lassen sich nachhaltige Themen in den Fokus rücken, weil Unternehmen und Politiker stets auf Kunden- und Wählerstimmen reagieren. Wer bewusst nachhaltige Angebote nachfragt, Briefe oder Mails an entsprechende Stellen schreibt oder sich in Initiativen engagiert, trägt dazu bei, dass Gesetzgebungen angepasst und Produktionsbedingungen sowie Produkte umweltfreundlicher gestaltet werden.
Nachhaltiger Konsum als Privileg & Grundvoraussetzungen für bewusste Kaufentscheidungen
Nachhaltiger Konsum kann durchaus als Privileg betrachtet werden. Höhere Preise, begrenzte Verfügbarkeit oder der zeitliche Aufwand, nachhaltige Produkte zu finden, können es Menschen mit weniger Ressourcen erschweren, konsequent auf faire und umweltfreundliche Optionen zu setzen.
Obwohl es auch Alltagsstrategien gibt, die mit kleinerem Budget umsetzbar sind – von Second-Hand-Käufen über Repair Cafés bis hin zu geretteten Lebensmitteln – gibt es wichtige Grundvoraussetzungen, damit nachhaltiger Konsum überhaupt möglich ist: Bildung, Bewusstsein und einfacher Zugang zu Alternativen.
- Bildung & Bewusstsein: Nur wer versteht, wie Produktion, Transport und Entsorgung eines Produktes Umwelt und Gesellschaft beeinflussen, kann sein eigenes Konsumverhalten kritisch hinterfragen. Egal, ob in der Schule, in Workshops, durch Mainstream-Medien oder durch selbständige Recherche: Aufklärung vermittelt das nötige Wissen, um z.B. Umweltauswirkungen und unsere soziale Verantwortung zu verstehen, Nachhaltigkeitssiegel zu erkennen und Greenwashing kritisch zu beurteilen. Ein Bewusstsein für den eigenen CO₂-Fußabdruck, faire Arbeitsbedingungen und den Einfluss von Angebot und Nachfrage ist der Schlüssel, um die eigene Konsumentenmacht zu verstehen und danach zu handeln.
- Zugang zu Alternativen: Selbst der beste Wille nützt uns wenig, wenn faire oder ökologische Alternativen nicht existieren, unerschwinglich teuer sind oder nur schwer erreichbar bleiben. Genau deshalb sind Politik und Wirtschaft gefragt, nachhaltige Optionen bereitzustellen – von der Preisgestaltung über Kennzeichnungen bis zur Verfügbarkeit. Nur wenn plastikfreie, ressourcenschonende und fair produzierte Produkte in einem breiteren und erschwinglichen Spektrum zu finden sind, wird nachhaltiger Konsum für alle zugänglich.
Die wichtigsten Learnings zusammengefasst
Fassen wir noch einmal unsere wichtigsten Erkenntnisse zusammen:
- Dein Kaufverhalten zählt: Unternehmen reagieren auf Angebot und Nachfrage. Wer faire, nachhaltige Produkte nachfragt, lenkt Marken und Märkte in Richtung Nachhaltigkeit.
- „Dollar Voting“: Jede Ausgabe ist eine Art Wahl mit deinem Geldbeutel; sinkt der Absatz problematischer Produkte, passen sich Unternehmen an.
- Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Konsument:innen: Nachhaltiger Konsum ist eine geteilte Verantwortung und kann nicht von uns alleine gelöst werden – aber wir können als Konsument:innen den Druck erhöhen.
- Transparenz fordern: Fragen zu Materialien, Lieferkette oder Arbeitsbedingungen erhöhen den Druck auf Unternehmen, offene Informationen zu liefern.
- Konsumentenmacht in Aktion: Petitionen, Initiativen und das Teilen von Alternativen motivieren Unternehmen und Politik zum Umdenken – vor allem, wenn viele mitmachen.
- Hürden und Privilegien: Höhere Preise oder fehlende Alternativen machen nachhaltigen Konsum nicht für alle gleichermaßen zugänglich.
- Bildung & Bewusstsein: Verstehen, wie Produktion, Transport und Entsorgung funktionieren, schafft Grundlagen für reflektierte Kaufentscheidungen. Nur durch allgemein verfügbar gemachte Bildung kann Bewusstsein entstehen.
Fazit
Ich hoffe du nimmst aus diesem Beitrag vor allem eins mit: Deine Kaufentscheidungen und Handlungen haben mehr Einfluss, als du vielleicht glaubst.
Jeder Einkauf ist ein Statement und jede Nachfrage erhöht den Druck auf große Marken, ihre Produktions- und Unternehmensstrategien zu hinterfragen.
Mein Appell an dich: Nutze deine Stimme – ob durch E-Mails an Unternehmen, durch das Teilen nachhaltiger Marken, mithilfe von Petitionen oder einfach durch einen bewussteren Konsum. Gemeinsam können wir den Markt so verändern, dass nachhaltige, faire und umweltfreundliche Produkte zum neuen Standard werden.
Wenn du bereits Erfahrungen damit gemacht hast, wie du Unternehmen auf Probleme aufmerksam machen oder zu mehr Transparenz bringen konntest, schreib es gerne in die Kommentare! So lernen wir alle noch mehr Tipps und Tricks kennen, um gemeinsam die Welt ein bisschen fairer zu gestalten.
Weitere Beiträge, die dich zu dem Thema “nachhaltiger Konsum” interessieren könnten findest du hier.
Quellen:
- Statistisches Bundesamt 2022
https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Volkswirtschaftliche-Gesamtrechnungen - Nielsen (2015), The Sustainability Imperative
https://www.nielsen.com/insights/2015/the-sustainability-imperative/ - Campact 2021
https://www.campact.de
(Für Petitionen: https://weact.campact.de/) - Europäische Kommission 2022
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_22_ - Anzahl der Visits von temu.com Statista https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1387811/umfrage/anzahl-der-visits-pro-monat-von-temu
- Anzahl Nutzer temu https://www.capital.de/wirtschaft-politik/temu–der-fragwuerdige-aufstieg-eines-online-riesen-35328184.html
- “Dollar Voting” https://en.wikipedia.org/wiki/Dollar_voting