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Ob im Sommer einen eisgekühlten Rosé, oder im Winter einen vollmundigen Rotwein – in der “Casa de fairlis” genießen wir gerne ab und an ein entspanntes Gläschen. Dabei haben wir bis vor Kurzem nicht unbedingt darauf geachtet, ob unser Wein “Bio” ist.
Uns war überhaupt nicht bewusst, wie groß doch die Unterschiede zwischen konventionellem und ökologischen Weinanbau für die Natur und uns als Weintrinker sind.
Vor ein paar Wochen hat uns der schweizer Bioweinhändler “Delinat” angeschrieben, und uns über die Vorteile von ökologischem Weinanbau informiert. Freundlicherweise durften wir sogar drei Weine testen. Und ich muss zugeben: Das waren definitiv die besten Weine, die ich seit langem (oder jemals) getrunken habe. Das sage ich aus voller Überzeugung als “Weingenießer” – nicht als professioneller Weinkenner.
Da uns die Weine, und auch die Infos zu biologischem Weinanbau, so sehr überzeugt haben, wollten wir uns mehr mit der Thematik beschäftigen.
Disclaimer: Dieser Post ist nicht bezahlt. Delinat hat uns nicht beauftragt, ihre Weine (PR-Samples) zu promoten. Wir haben uns aufgrund unserer positiven Erfahrung, und der interessanten Thematik dazu entschieden, hier intensiver über Bioweinbau zu berichten.
Ökologischer vs. konventioneller Weinanbau – Auswirkungen auf Natur und Weintrinker
Monokulturen, Pestizide, zerstörte Biodiversität. Dafür steht konventioneller Weinanbau. Die eingesetzten Giftstoffe sind nicht nur im fertigen Wein nachweisbar, sie belasten auch noch die Reben, den Boden, Gewässer, und vor allem zerstören sie jegliche Biodiversität im Weinberg.
“Alleine für den Weinbau werden 15 Prozent der insgesamt in Europa eingesetzten Pestizide verwendet. Dabei macht dieser nur 3,5 Prozent der gesamten europäischen Ackerflächen aus.” (Quelle: Codecheck)
Vor allem Insekten (z.B. auch Wildbienen) und Vögel sind von den versprühten Giftstoffen betroffen (Stichwort: Insektensterben). Sie meiden die Weinberge bzw. generell gespritzte Anbauflächen.
Das führt dazu, dass noch mehr Schädlinge sich auf den Ackerflächen breitmachen können. Es besteht kein Gleichgewicht mehr. Der Mensch muss also noch mehr Giftstoffe sprühen.
Biologischer Weinanbau – Vorteile für Natur und Tierwelt
Im ökologischen Weinbau ist der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger zum Glück verboten. Stattdessen werden die Weinreben im Bio-Weinbau mit Schwefel und Kupfer bearbeitet. Sogar Backpulver wird schon erfolgreich zur Beseitigung von Mehltau eingesetzt.
Das führt dazu, dass Insekten und Vögel in die Weinberge zurückkehren, und die Qualität der Böden erhalten bleibt.
Im Bio-Weinbau werden außerdem pilzresistente Rebsorten gepflanzt. Mit Pflanzenstärkungsmitteln wird die Widerstandsfähigkeit der Reben erhöht, und Unkräuter werden ausschließlich mechanisch oder thermisch entfernt. Chemisch-synthetische Insektizide, Akarizide, Nematizide, Fungizide und Herbizide sowie Wachstumsregulatoren sind im Bio-Weinbau verboten.
Um die Artenvielfalt im Weinberg zu erhöhen, werden außerdem weitere Grünpflanzen zwischen die Rebzeilen gesetzt.
Zur Düngung wird biologisch abbaubares Material mikrobiellen, pflanzlichen oder tierischen Ursprungs verwendet. (Quelle: Naturland)
Was bedeutet Biodiversität?
Auf unserem Planeten wurden ca. 1,7 Millionen Arten wissenschaftlich bestimmt. Es soll insgesamt aber ca. 14 Millionen Arten auf unserem Planeten geben. Diese Arten leben in den verschiedensten Ökosystemen auf unserem Planeten. (Quelle: Delinat)
Und genau daraus setzt sich Biodiversität zusammen: Artenvielfalt, genetische Vielfalt und Vielfalt der Ökosysteme. Ein Ökosystem ist die Gemeinschaft mehrerer Lebewesen in ihrem Lebensraum (z.B. Wald, Meer, Berglandschaft, etc).
Biodiversität bedeutet also eine biologische Vielfalt. Und je größer diese biologische Vielfalt ist, desto stabiler ist das Ökosystem. Jedes “Mitglied” eines Ökosystems hat eine bestimmte Aufgabe und Rolle, die perfekt ineinander greift und das Ökosystem stabil erhält.
Diese ökologische Stabilität führt dazu, dass Umweltveränderungen ein Ökosystem nicht sofort aus dem Gleichgewicht bringen können.
Auch Weinberge sind Ökosysteme. Ein hohe Biodiversität im Weinbau führt dazu, dass es weniger Probleme mit Schädlingen gibt.
Die konventionelle Weinproduktion ist durch den Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden, sowie Kunstdünger, leider weit von einer Biodiversität entfernt.
Sogar biologischer Weinanbau ist durch das Entfernen von anderen Pflanzen im Weinberg oft eine reine Monokultur, ohne Biodiversität.
Biowein-Siegel – Sind alle Richtlinien gleich?
In den letzten 10 Jahren hat sich die Anbauflächen im Öko-Weinbau mehr als verdreifacht. 8.000 Hektar Weinberge werden in Deutschland mittlerweile ökologisch bewirtschaftet, das entspricht einem Anteil von rund 8% der gesamten Anbaufläche. (Quelle: Deutsche Weine)
Bio-Weine werden durch verschiedene Siegel ausgezeichnet. Doch nicht jedem Siegel liegen dieselben strengen Richtlinien zugrunde. Auch im ökologischen Weinanbau kann es Monokulturen geben, und nicht jedes Siegel beachtet die Biodiversität.
EU-Bio-Siegel
Das EU-Bio-Siegel legt wie immer die Mindeststandards fest. Es ist außerdem Grundvoraussetzung für den Beitritt in einen Bio-Verband.
Weine mit diesem Siegeln müssen zu 95% aus Bio-Produktion stammen. Es dürfen weder Herbizide noch synthetische Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen, die Höchstwerte für Sulfite sind um 1/3 reduziert und Sorbinsäure ist für die Konservierung verboten.
Aber wie gesagt, handelt es sich hier ausschließlich um Mindeststandards, und die sind nicht besonders hoch.
ECOVIN
ECOVIN ist der größte deutsche ökologische Bio-Verband für Weingüter. Ungefähr 1/4 der deutschen Rebflächen werden von ECOVIN-Mitgliedern bewirtschaftet.
Im Fokus steht hier der Erhalt der Artenvielfalt und eine klimafreundliche Produktion. Zu den ECOVIN-Richtlinien.
Demeter
Demeter ist in allen Bereichen wohl eines der strengsten Bio-Siegel Deutschlands.
Auch im Weinanbau sind die Vorgaben sehr umfassend und streng. Demeter-Weine werden nach anthroposophischen Grundsätzen produziert. Außerdem ist auch hier selbstverständlich der Einsatz von chemischen und synthetischen Mitteln verboten. Zu den Demeter Richtlinien.
Naturland
Auch das Naturland-Siegel fördert Artenvielfalt und verbietet den Einsatz von Pestiziden & Co.
Zusätzlich werden bei diesem Siegel noch Sozialrichtlinien beachtet. Neben dem ökologischen Anbau steht hier auch fairer Handel im Fokus. Es wird also darauf geachtet, dass Mitarbeitern gute soziale Standards gewährleistet werden. Zu den Naturland Richtlinien.
Weitere Bio-Siegel im Weinbau sind:
- Bioland (zu den Bioland Richtlinien)
- Biokreis
Delinat – Das Bio-Siegel mit den strengsten Richtlinien Europas
Demeter ist das wohl strengste Bio-Siegel Deutschlands. Im Bereich der Weine gibt es aber ein noch strengeres Bio-Siegel aus der Schweiz: Delinat.
Delinat gilt als Bio-Pionier für hochwertige Bioweine aus einer gesunden und artenreichen Natur.
“Das Schweizer Weinhandelsunternehmen wurde 1980 von Karl Schefer mit der Vision gegründet, wieder Leben in die meist kahlgespritzten Weinberge Europas zu bringen. Es sollten wieder Schmetterlinge durch die Reben fliegen – als Symbol für eine intakte Natur mit grosser Artenvielfalt und geschlossenen Stoffkreisläufen.” (Quelle: Delinat)
Im Jahre 1983 hat Delinat bereits eigene Richtlinien für ihre Händler geschaffen. Diese Richtlinien gehen weit über die des EU-Bio-Siegels und anderen Bio-Siegeln wie z.B. ECOVIN oder sogar Demeter hinaus. Die Delinat Richtlinien zielen als einzige konkret auf eine Förderung der Biodiversität. Die Richtlinien umfassen 116 Punkte und zielen darauf ab, Weinberge als ein selbstregulierendes, stabiles Ökosystem aufzubauen, und eine überdurchschnittliche Weinqualität zu ermöglichen.
Das funktioniert bei Delinat-Weinen so: Zwischen den Reben werden Kräuter gepflanzt, um das Ökosystem im Boden (zwischen Kräutern, Pilzen, Würmern und anderen Insekten) zu fördern. Um und im Weinberg werden Bäumer und Sträuche gepflanzt, die Lebensraum für viele weitere Arten bieten. So werden die Delinat-Weinberge zu stabilen Ökosystemen, in denen die Weinreben robuster wachsen und Schädlinge nicht überhand nehmen.
Exkurs – wohin mit den Korken?
Den Kork von Weinflaschen solltest du keinesfalls in den Mülleimer werfen! Kork kann wunderbar recycelt werden und dient als Grundlage für viele neue Produkte. Kork stammt von der Rinde der Korkeiche und ist damit zwar ein nachwachsender, aber auch begrenzter Rohstoff.
Kork ist ein guter wärme- und schalldämmender Stoff und kann künstlichen Schaum als Dämmstoff ersetzen.
Du solltest alte Weinkorken (und jegliche andere Korkprodukte) aus auf jeden Fall sammeln und recyclen. Dabei ist es wichtig, dass du vor allem feuchte Weinkorken in einem belüfteten Gefäß oder einem Netz sammelst, damit sich kein Schimmel bildet. Außerdem solltest du Metalle und Folien entfernen, damit das Kork korrekt recycelt werden kann.
Abgeben kannst du deine Korksammlung entweder bei einem lokalen Weinhändler oder beim Wertstoffhof. Von dort aus gelangen die Korken an die richtigen Stellen.
Unser Fazit – Wo kaufen wir in Zukunft unseren Wein?
Das Thema biologischer Weinanbau ist wirklich super interessant und wir waren erschrocken, wie schlecht konventioneller Weinanbau für die Umwelt, aber auch für uns als Endverbraucher ist.
Das schlechte Gewissen hat uns während unserer Recherche begleitet, und wir sind froh, jetzt mehr über die Auswirkungen von konventionellem Weinbau zu wissen, und die Vorteile von Bio-Weinen zu kennen.
Wir werden ab sofort also darauf achten, nur noch Bio-Weine zu trinken, und auch nur noch Bio-Weine zu verschenken. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch gesünder für uns als Weintrinker.
Unsere getesteten Delinat-Weine haben uns extrem gut geschmeckt. Aber leider konnten wir in deutschen Super- oder Biomärkten noch keine Weine mit Delinat-Siegeln entdecken.
Für den spontanen Weingenuss suchen wir uns also auch mal Weine von anderen Bio-Siegeln. Neulich hatten wir einen Demeter-Rotwein, der war auch sehr lecker.
Da wir von den Delinat-Weinen aber ehrlich absolut begeistert waren, werden wir in Zukunft auch hier wieder bestellen. Das geht zum Glück ganz einfach online. (Kein Affiliate-Link)
Delinat verwendet übrigens Versandkartons aus Recycling-Papier und nimmt diese Versandkartons wieder zurück. So werden Verpackungsmaterialien immer wieder verwendet. Das finden wir super. 🙂
Wie siehst du das? Trinkst du bereits Bio-Weine oder hast du darauf bisher noch nicht geachtet? Lass es uns gerne in den Kommentaren wissen!
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Quellen:
https://www.delinat.com/biodiversitaet.html
https://www.codecheck.info/news/Wie-umweltvertraeglich-ist-konventioneller-Weinanbau-219207
https://www.deutscheweine.de/wissen/weinbau-weinbereitung/oekologischer-anbau/