Umweltvorteile von Reshoring – Zurück zu Made in Germany

Reshoring - Leere Fabrikhalle

“Made in Germany” das war immer schon der Inbegriff guter Qualität und steht auch heute noch für langlebige, hochwertige und vertrauenswürdige Produkte. Doch Ende der 90er und Anfang der 2000er Jahre gab es immer weniger Firmen, die in Deutschland produzierten. Aus “Made in Germany” wurde immer häufiger “Made in China”.

Grund dafür war das “Offshoring” – also die Verlagerung von Produktionsstätten ins billige Ausland. Unternehmen konnten so eine Menge Geld sparen, trotz der verlängerten Transportwege. Denn Arbeitskräfte im Ausland waren im Vergleich zu deutschen Arbeitern extrem günstig. Die Lohnkosteneinsparungen von bis zu über 50% konnten die erhöhten Transportkosten decken, und führten zusätzlich noch zu höheren Gewinnen.

Im Laufe der Jahre wurden also etliche deutsche Produktionsstätten geschlossen, und tausende Menschen arbeitslos. Alles nur, weil die Arbeitslöhne im Ausland wie China, Bangladesch & Co. wesentlich günstiger waren, als in Deutschland.

Doch mit der Entwicklung neuer Technologien und der steigenden Digitalisierung in Deutschland (“Industrie 4.0”), wird die Produktion im eigenen Land wieder attraktiv. Viele Unternehmen führen daher ihre Produktionsstätten wieder zurück nach Deutschland, oder gehen gar nicht erst ins Ausland.

Wieso das so ist, welche Vor- und Nachteile die Produktion in Deutschland im Vergleich zur Produktion im Ausland hat, und welche Auswirkungen diese Entwicklung auf unsere Umwelt hat, erfährst du in diesem Artikel.

Was ist “Reshoring”?

“Reshoring” steht für die Rückverlagerung von Produktionsstätten aus Schwellenländern zurück in die Industriestaaten. Es ist das Gegenteil von “Offshoring” der Auslandsverlagerung von Produktionsstätten und Prozessen ins billige Ausland (China, Afrika, Indien, etc.).

Bis vor wenigen Jahren stieg die Anzahl der Unternehmen, die Teilprozesse oder die komplette Produktion ihrer Waren ins Ausland verlagerten, stetig an. Ende der 90er und Anfang der 2000er war die Hochphase des Offshorings.

Doch seit 2010 zeigt sich ein neuer Trend – das “Reshoring”. Immer mehr Firmen besinnen sich zurück zu ihren deutschen Wurzeln.

Gründe für das Reshoring sind steigende Löhne in den früheren Niedriglohnländern. So stiegen alleine in China die Stückkosten um das doppelte, während sie in Deutschland in derselben Zeit gesunken sind. Grund dafür ist die steigende Automatisierung und Digitalisierung der Produktion in den Industrieländern, und der damit verbundene geringere Lohnkostenanteil. Im Klartext: Es ist nicht mehr so attraktiv, viele Arbeiter im Ausland zu beschäftigen. Dafür wird es attraktiver, mit höherer Technik und weniger Personalkosten in Deutschland zu produzieren. Durch die zusätzlich eingesparten Transportkosten ist die Produktion im Ursprungsland genauso günstig, oder sogar günstiger als im fernen Ausland.

Mittlerweile kommt auf jeden dritten Verlagerer ins Ausland ein Rückverlagerer. Besonders häufig ist das Reshoring aus Nordamerika, China und anderen asiatischen Ländern. Führend im Reshoring sind aktuell Autozulieferer, Unternehmen der elektrischen Ausrüster und das Textilgewerbe. Diese Branchen haben eine großes Automatisierungspotenzial. So haben z.B. Firmen wie Rowenta, BHS, Märklin und adidas ihre Produktion komplett, oder zum Teil, zurück nach Deutschland geholt.

Reshoring aus wirtschaftlicher Sicht – Die Vor- und Nachteile

Vorteile von Produktionsstandorten im Ausland

  • Bisher in der Regel billigere Arbeitskräfte

Nachteile von Produktionsstandorten im Ausland

  • Lohnkostenvorteile sind nicht mehr so groß wie früher – in früheren Niedriglohnländern steigen die Löhne (z.B. in China um 10% jährlich)
  • Lange Lieferzeiten – dadurch müssen Firmen ihre Produkte in größeren Mengen lagern, und können nicht “just in time” liefern (d.h. Waren produzieren und direkt an den Käufer liefern – ohne bzw. nur mit sehr kurzen Lagerzeiten)
  • Hohe Transport- und Lagerkosten (z.B. durch steigende Ölpreise)
  • Meist mangelhafte Qualität durch massenhafte Handarbeit und billige Materialien
  • Wenig Flexibilität – individuell konfigurierte Produkte aufgrund der langen Transportwege kaum möglich, da wenige Käufer 8 Wochen warten wollen, bis die Ware produziert und geliefert wird
  • Korruption und unterschiedliche Rechtssysteme

Vorteile des Produktionsstandorts Deutschland

  • Höhere Qualität durch hochwertige Materialien und Produktionsprozesse
  • Höhere Flexibilität – schnellere und effizientere Produktion mit sehr kurzen Lieferzeiten
  • Digitalisierungstechnologien – höher automatisierte Produktionsprozesse führen zu attraktiveren Produktionsbedingungen mit erhöhter Wertschöpfung
  • Durch diese fortschrittlichen Technologien ist weniger teure Handarbeit notwendig, also auch weniger Personal
  • Möglichkeit der “individualisierten Massenfertigung” – Kunden können sich ihr Wunschprodukt konfigurieren, es wird direkt in Deutschland produziert und kommt ohne lange Lieferzeiten zu ihnen

Nachteile des Produktionsstandorts Deutschland

  • Durch den Automatisierungsgrad gibt es weniger Arbeitsplätze als vor der Verlagerung ins Ausland – es gibt also keinen “Job-Boom”

Reshoring und die Auswirkungen auf unsere Umwelt

Die Auslagerung der Produktion in fremde Länder mit weniger Beschränkungen für fossile Brennstoffe und Treibhausgasemissionen hatte erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Die “Offshore-Hersteller” sind meist auf schmutzige Energie angewiesen. Denn trotz seiner Investitionen in erneuerbare Energiequellen hängt China immer noch in erster Linie (2/3 seiner Gesamtenergie) von Kohle ab. Und Kohle-Energie ist bekanntermaßen die schmutzigste Energie. Demzufolge enthält die Luft in einigen chinesischen Städten laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Siebenfache der Partikelverschmutzung des internationalen Standards.

Im Gegensatz dazu wird deutsche Energie sauberer. Im vergangenen Jahr 2018 kam in Deutschland bereits 40% des Stroms aus erneuerbaren Energien.

In den Offshore-Ländern herrschen außerdem weniger strenge gesetzliche Regelungen im Bezug auf die in der Produktion eingesetzten Chemikalien und ihre Entsorgung. So gerieten Unmengen an toxischen Schadstoffen in die Natur. Durch die strengen Gesetze in Deutschland können diese Auswirkung minimiert werden. Durch die kürzeren Transportstrecken wird außerdem tonnenweise CO2 im Transportsektor eingespart (Flugzeuge, Schifffahrt und Lastwagentransporte). Kürzere Transportwege und saubere Energiequellen können die globale CO2 Bilanz also erheblich reduzieren.

Vorteile von Reshoring für die Umwelt

  • Kürzere Transportwege führen zu CO2 Einsparungen – weniger Schifffahrt, Flugzeuge, Lastwagen
  • Fabriken in Deutschland verwenden mehr saubere Energie, als die Fabriken im Ausland – das führt ebenfalls zu einer verbesserten CO2 Bilanz
  • In Deutschland herrschen strengere Regelungen und Gesetze bezüglich eingesetzter Chemikalien und ihrer Entsorgung – weniger toxische Schadstoffe gelangen in die Umwelt, die Offshore-Länder werden dahingehend entlastet

Reshoring und die Sache mit den Arbeitsplätzen

Wir haben gelernt, dass große Unternehmen ihre Produktion aufgrund der niedrigen Löhne ins Ausland verlagert haben. Dieser Umstand hat vor allem in der Textilbranche zu großen Image-Problemen geführt. Hier arbeiten ArbeiterInnen und zum Teil sogar Kinder in absolut menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und zu Gehältern unter dem Mindestlohn. Außerdem haben die ArbeiterInnen keine regulierten Arbeitszeiten und müssen, um überhaupt halbwegs genug Geld zu verdienen, viele viele Überstunden machen. Mehr dazu kannst du im Beitrag von Utopia nachlesen.

Nun ist es so, dass durch das Reshoring viele Fabriken potenziell geschlossen werden können. Produktionen werden in Deutschland aufgebaut und die wenigen Arbeiter, die in den Fabriken arbeiten, bekommen einen guten Lohn und sind nach deutschem Arbeitsrecht abgesichert.

Das ist in jedem Fall positiv für das Endprodukt, denn es stecken faire Löhne und zufriedene Arbeiter dahinter. Als Käufer solcher Produkte fühlen wir uns damit also wesentlich besser.

Aber was ist mit den ganzen Arbeitern, die durch Reshoring ihre Arbeitsplätze verlieren? Gibt es für sie die Möglichkeit, in anderen besseren Jobs zu arbeiten? Oder bleiben sie arbeitslos und müssen auf dem Schwarzmarkt arbeiten? Was ist dann für die Arbeiter besser? Gesundheitliche Probleme und niedrige Löhne, oder Arbeitslosigkeit?

Leider haben wir dazu keine wirklichen Informationen bei unserer Recherche gefunden. Sicherlich sind die Antworten zu diesen Fragen auch von Land zu Land unterschiedlich. Und genau genommen, liegt die Verantwortung der Versorgung dieser Menschen auch in dem jeweiligen Land.

Unser Fazit

Wir sind der Meinung, dass der Trend des Reshorings mehr Vor- als Nachteile bietet. Saubere Energie, weniger Transport und strengere Regelungen entlasten die Umwelt. Außerdem werden in Deutschland zwar wenige, aber dennoch hochwertige Jobs geschaffen.

Obwohl durch die Schließung von Produktionsstätten im Ausland die entsprechenden ArbeiterInnen arbeitslos werden würden, sehen wir das eher als Chance, dass es neue und bessere Jobs für diese Menschen geben kann. Hier muss das jeweilige Land sich um seine Menschen kümmern und diese Probleme angehen und lösen. Vielleicht ist die Schließung großer Fabriken ein entsprechender Ansporn.

Wir würden uns über mehr “Made in Germany” Produkte freuen, die unter fairen Bedingungen produziert wurden und einen kleineren ökologischen Fußabdruck besitzen.

Was ist deine Meinung zum Reshoring? Findest du diesen Trend positiv, oder negativ? Wir freuen uns über dein Feedback in den Kommentaren oder auf instagram.

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Umweltvorteile von Reshoring

Unsere Quellen:

https://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/hr/industrie-vier-null-100.html

https://aiomag.de/dank-industrie-robotern-wieder-mehr-fertigung-in-deutschland-9280

https://www.deutschlandfunk.de/made-in-germany-hersteller-produzieren-wieder-in-deutschland.724.de.html?dram:article_id=372173

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