Bambusbecher aus giftigem Plastik? – Hersteller beantworten unsere Fragen

Bambusbecher auf Holztisch

Bambusbecher gelten als ökologisch, nachhaltig und “grün”. Sie erfreuen sich die letzten Jahre bei Groß und Klein immer größerer Beliebtheit und sind fast überall in vielen verschiedenen Farben, und mit bunten und frechen Motiven erhältlich. Die Aufmachung der Produkte unterstützt dabei das ökologische Image.

Und hey, mit einem Bambusbecher kannst du der Umwelt und dir selbst ja nur Gutes tun, denn du sparst jede Menge Einweg-Becher. Stimmt’s?

Naja, das stimmt leider nur teilweise. In Wirklichkeit bestehen Bambusbecher nämlich aus Kunststoff, welcher gesundheitsschädlich sein kann. Somit sparst du zwar Einweg-Becher, verwendest dafür aber Kunststoff, der für deine Gesundheit gefährlich werden kann.

Davon wussten wir, bis wir neulich über einen Beitrag von WDR 5 gestolpert sind, leider auch nichts. In diesem Beitrag wird behauptet, dass Bambusbecher gar nicht so ökologisch sind, wie von den Herstellern behauptet wird. Angeblich bestehen Bambusbecher nämlich immer zu ca. 70% aus Kunststoff. Weiter wird behauptet, dass der verwendete Kunststoff Melamin in Kontakt mit Heißgetränken gesundheitsschädliche Stoffe in das Getränk abgibt, und das vor allem bei der Verwendung als Coffee to go-Becher gefährlich ist.

Da Bambusbecher eigentlich ein ziemlich grünes Image haben, und als nachhaltig und ökologisch gelten, sind wir bisher davon ausgegangen, dass sie plastikfrei sind. Oder zumindest haben wir uns keine weiteren Gedanken über einen negativen Plastik Anteil gemacht. Wir sind also der Öko-Marketing-Strategie der Becher auf den Leim gegangen, und haben sogar selbst vor einiger Zeit zwei Becher gekauft.

Wir waren direkt besorgt. Schaden wir mit diesen Bechern nicht nur der Umwelt, sondern auch unserer Gesundheit…?

Fehlende Infos auf den Herstellerseiten

Wir haben uns also mal wieder auf die Suche nach Antworten begeben, und wie bei unserem “Plastik in Teebeuteln“-Artikel keine befriedigenden Antworten gefunden.

Die eigentlichen Hersteller von Bambusbechern sind auch teilweise sehr schwer herauszufinden, da sie oft als Merchandise-Produkte bedruckt und in verschiedenen Online Shops unter verschiedenen Marken angeboten werden. Überall werden selbstverständlich die wahnsinnig ökologischen Vorteile von Bambus beworben, und die positive Auswirkung von Mehrweg-Bechern auf die Umwelt. Selten finden wir aber Hinweise auf Kunststoffanteile, oder generell Informationen über die genaue Zusammensetzung der Becher.

Wir haben also beschlossen, ein paar bekannte Hersteller anzuschreiben, um hoffentlich ein paar klare Antworten zu bekommen.

Konkret waren das: Avoid Waste, Freakulized und Pandoo. (Dieser Artikel enthält somit unbezahlte und unbeauftragte Markennennungen und Verlinkungen.)

Unsere Hersteller-Anfrage

Folgende Anfrage haben wir an die Hersteller verschickt:

“Hallo liebes “Hersteller“-Team, ich habe gerade einen Beitrag auf Facebook gesehen, in dem behauptet wird, dass viele Bambusbecher doch zu einem Großteil aus Kunststoff bestehen. Und, dass dieser Fakt von den Herstellern nicht angegeben werden muss. Daher meine Frage: bestehen eure Becher zu einem Teil aus Kunststoff? Wenn ja aus welchem genau? Oder sind eure Bambus Produkte wirklich zu 100% plastik- bzw. eben kunststofffrei? Vielen lieben Dank für eure Info.”

Die Hersteller und ihre Antworten

Avoid Waste

Auf die Marke “Avoid Waste” sind wir aufmerksam geworden, da ein Becher dieser Marke in einem Utopia Artikel über Bambusbecher als “plastikfrei” beworben wurde. Dieser Becher besteht allerdings überhaupt nicht aus Bambus, sondern aus einem anderen Material. Das war uns beim Lesen des Artikels nicht direkt klar. Die Antwort des Herstellers hat das aufgeklärt:

“Hey liebe Carolin, der Becher der dort besonders positiv geworben wird ist aus Reishülsen. Er benötigt kein weitere Plastik, da auf Basis eines patentierten Verfahrens mit pflanzlicher Stärke gepresst wird (es wird sogenanntes Lignin genutzt, das ist der natürliche Stoff der dafür sorgt, das Holz holzig ist). Bambusbecher werden dagegen mit dem unnatürlichen Melamin zusammengeklebt, dass bei heißen Getränken giftige Stoffe in das Getränk lösen kann.”

Das Avoid Waste Fazit

Avoid Waste hat also keinen Mehrweg-Becher aus Bambus im Sortiment, sondern aus Lignin und Reishülsen. Die Antwort von Avoid Waste lässt darauf schließen, dass alle Bambusbecher zu einem Anteil aus Melamin bestehen. Anscheinend ist auch Avoid Waste der Überzeugung, dass Melamin giftige Stoffe in das Getränk lösen kann.

Ob Melamin wirklich Giftstoffe in Lebensmittel überträgt, kannst du weiter unten nachlesen. Dort gehen wir noch einmal im Detail auf alle Materialien und ihre Vor- und Nachteile ein.

Freakulized

Freakulized hat eine große Auswahl an Bambusbechern in verschiedenen Farben und Formen. Auf ihrer Website schreiben sie über das Material ihrer Becher Folgendes:

“Das Geschirr von freakulized wird regelmäßig von bekannten Instituten in Deutschland nach deutschen und EU-Standards getestet und erfüllt alle Vorgaben mit großem Abstand zu den zu erfüllenden Werten. Die Testergebnisse und Zertifikate senden wir Dir gerne auf Anfrage per E-Mail zu. Das in Bambus-Geschirr übliche und notwendige Kunstharz ist ein melaminhaltiges Polyresinharz. Erst dadurch werden die Produkte lebensmittelecht, spülmaschinengeeignet und hygienisch reinigbar. Das Material besteht zu ca. 70% aus Bambusfasern und Maismehl, sowie ca. 30% Kunstharz. Durch diese Mischung entsteht ein dauerhaft haltbares und stabiles Produkt. […] Die Heißbefüllung wurde gesondert getestet und von einem Institut freigegeben. Eine übliche Befüllung mit heißen Getränken und Speisen ist ausdrücklich erlaubt.”

Ihre Antwort auf unsere Anfrage war ebenfalls sehr ausführlich:

“Hallo Carolin, in der tat gibt es in der Presse aktuell viele Berichte über Bambus Geschirr. Zu deiner Frage: in jedem Bambus Geschirr ist immer auch ein Teil Kunststoff (meist Melamin) enthalten. Ohne diesen Zusatz würde es nicht halten, wäre nicht Mehrwegfähig und (das ist das wichtigste) nicht Lebensmittelecht. Wir gehen damit im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern ganz offen um, warum auch nicht. Der Kunststoffanteil muss natürlich auf dem Geschirr angegeben werden, was wir auch von Anfang an konsequent tun. Wichtig ist hier immer, wie viel Kunststoff zugesetzt wird UND welche Qualität die einzelnen Ressourcen haben. Wir setzen in der aktuellen Mischung maximal 30% Melamin zu und lassen das Geschirr in mehreren Schritten von mehreren Instanzen prüfen und testen.
Wenn du mehr dazu wissen möchtest, kannst du dich gern in dem folgenden Artikel informieren: https://www.bambus-geschirr.com/news/stellungnahme-bambus-geschirr-in-der-presse.”

In der oben verlinkten Stellungnahme werden verschiedene Fragen vom eigentlichen Hersteller der Becher – bambusgeschirr.com – beantwortet. Zum Thema Zusammensetzung schreibt der Hersteller:

“Viele unserer Mitbewerber kennzeichnen die Zusammensetzung Ihres Bambus Geschirrs als ausschließlich “100% Bambus und Maispulver”. Das kann leider nicht funktionieren, denn so ist kein Zusammenhalt möglich und das Geschirr wäre weder mehrwegfähig noch spülmaschinengeeigneet. […] Wir kennzeichnen unsere Inhaltsstoffe transparent. Unser Bambus Geschirr besteht auf über > 70% natürlichen Rohstoffen sowie < 30% Melamin. Das Melamin ist für den Zusammenhalt unseres Geschirrs notwendig. Nur so wird das Geschirr robust und damit mehrwegfähig.”

Zum Thema Melamin steht in der Stellungnahme Folgendes:

“Melamin ist bei normaler Nutzung völlig unproblematisch und wird sehr häufig für Campinggeschirr oder auch als Kindergeschirr eingesetzt. Unproblematisch ist die Nutzung als Essgeschirr. Erst wenn man es dauerhaft über 70 Grad erhitzen würde, können sich Stoffe herauslösen. Unser Geschirr ist nicht als Koch- oder Backgeschirr sowohl nicht für die Mikrowelle gedacht – darauf weisen wir natürlich ausdrücklich hin.”.

Das Freakulized Fazit

Generell hat uns die offene und transparente Kommunikation von freakulized sehr gefreut. Scheinbar macht sich die Firma viele Gedanken über die negativen Medienberichte und hat sogar eine Stellungnahme zum Thema herausgebracht. Ihre Begründung, wieso Melamin für die Bambusbecher benutzt werden, klingt zunächst einmal logisch. Es wird auch deutlich, dass Bambusbecher immer zu einem Teil aus Kunststoff bestehen müssen, da sie sonst nicht mehrwegfähig sind. Solltest du also einen Hersteller finden, der das Gegenteil behauptet, kannst du davon ausgehen angeschwindelt zu werden.

Auch das Problem mit der Erhitzung und den Giftstoffen wird hier bestätigt. Eine Verwendung von Bambusbechern für Heißgetränke scheint also wirklich mehr als bedenklich zu sein. Auch solltest du Bambusbecher niemals in die Mikrowelle stellen.

Pandoo

Auf der Herstellerseite von Pandoo konnten wir leider keine genauen Infos zur Zusammensetzung ihrer Bambusbecher finden. Auf unsere Anfrage haben wir bisher auch noch keine Antwort erhalten. Falls sich daran etwas ändert, ergänzen wir das hier natürlich sofort und informieren euch auf Instagram über das Update.

Update Juli 2019: Mittlerweile hat sich Pandoo mit einer Nachricht gemeldet:

“Deine Nachricht ist leider in unserem Spam-Ordner gelandet. Gerne gebe ich dir daher recht verspätet Auskunft, denn Transparenz und Augenhöhe zu den Kunden wird bei uns groß geschrieben. Die Materialzusammensetzung setzt sich wie folgt zusammen: 55 % Bambusfasern, 20 % Maisstärke, 25 % Melamin. Bei dem Geschirr und den Bechern muss der Bambus in eine Form gebracht werden. Damit die Bambusfasern diese Form annehmen, werden sie mit Maisstärke gepresst. Das Melamin ist dabei der Klebstoff, der die zwei Materialien zusammenbindet. Wir mussten auf Melamin zurückgreifen, da die Alternative dazu tierische Klebstoffe gewesen wäre. Und da wir all unsere pandoo-Produkte vegan gestalten möchten, haben wir uns für diese Variante entschieden. Unsere Bambusbecher enthalten im Vergleich zu anderen, ebenfalls gängigen Bambusbecher weniger Melamin und sind zu 100% lebensmittelecht. Wir lassen unsere Produkte stets prüfen und haben ohne Beanstandung die Prüfung beim TÜV und Deutschen Gesundheitsamt bestanden. Wir sind stets dabei unsere Produkte zu optimieren und so nachhaltig wie nur möglich zu gestalten. Wenn sich uns eine bessere Option bietet, werden wir diese garantiert umsetzen. Zur Zeit sind wir aktiv dabei, eine entsprechende Lösung zu finden. Solltest du noch weitere Fragen haben, so stehe ich dir natürlich gerne weiterhin zur Verfügung!”

Das Pandoo Fazit

Dass unsere Anfrage 3 Monate lang im “Spam-Ordner” geschlummert hat, ist natürlich schade. Die Antwort ist aber auch hier ernüchternd. Auch die Bambusbecher von Pandoo bestehen zu einem nicht unbeachtlichen Teil aus Melamin und haben damit extreme gesundheitlichen Nachteile.

Vor- und Nachteile von Bambusbechern – unsere Erfahrungen

Wir haben uns vor einiger Zeit selbst Bambusbecher gekauft, in dem Glauben etwas Gutes für die Umwelt zu tun. Leider ist einer der beiden Becher innerhalb kürzester Zeit kaputt gegangen (ein Stück Rand ist abgebrochen), und war somit nicht mehr brauchbar. Zudem werden Heißgetränke in den Bambusbechern recht schnell wieder kalt, da sie nicht isolieren und recht dünnwandig sind. Im Sommer wurde der transportierte Tee bzw. Kaffee innerhalb von ca. 10 Minuten kalt. Im Winter geht das sogar noch schneller. Wir benutzen unseren übrig gebliebenen Bambusbecher zwar immer noch, greifen aber nur im Notfall darauf zurück.

Vorteile von Bambusbechern

  • Besonders leicht und daher super für unterwegs

Nachteile von Bambusbechern

  • Halten nicht lange warm – dünnwandig und nicht isoliert
  • Material verfärbt sich leicht (vor allem bei Kaffee und schwarzem Tee)
  • Material bricht an dünnen Stellen (z.B. am Rand) leicht – zumindest aus unserer Erfahrung

Bambusbecher – Materialien im Detail

Wir haben gelernt, dass Bambus-Geschirr nicht nur aus Bambus besteht, sondern auch aus Kunststoffen. In der Regel ist das Melaminharz. Das Bambusholzpulver und die Maisstärke werden lediglich als Füllstoffe verwendet. Im Folgenden gehen wir auf die beiden wichtigsten Materialien für Bambusbecher ein – Melamin und Bambus.

Bambus

Bambus gehört zur Familie der Süßgräser und wächst in tropischen Gebieten um den Äquator. Als Hauptimportland gilt China. Die Vielfalt von Bambus reicht von kleinen Gräsern, bis hin zu 40 Meter hohen “Bäumen”. Für die industrielle Nutzung werden Sorten verwendet, die während des Wachstums stark verholzen. Das Bambusholz kann als Alternative zu Baumholz in Möbeln, Holzgeschirr, und vielen anderen Produkten verwendet werden.

Was Bambus im Gegensatz zu normalen Baumhölzern so attraktiv macht, ist das schnelle Wachstum. Bambus kann bis zu einem Meter pro Tag wachsen und bereits nach 3 bis 5 Jahren geerntet werden. Bis andere Holzarten eine vernünftige Höhe erreicht haben, dauert es gerne mal mehrere Jahrzehnte. Aufgrund des schnellen Wachstums kann Bambus in großen Mengen gefällt werden, ohne die Baumbestände zu gefährden.

Ein weiterer Vorteil von Bambus ist, dass beim “ernten” des Bambusholzes nicht die ganze Pflanze zerstört werden muss. Sie wird einfach “abgeschnitten” und kann danach wieder neu wachsen. Auch das ist ein Vorteil gegenüber Bäumen, die nach dem Fällen oder Absägen eben nicht mehr wachsen.

Weitere Vorteile von Bambus

  • Bambus speichert hohe Mengen CO2
  • Beim Anbau werden kaum Düngemittel wie Pestizide benötigt
  • Es wird keine künstliche Bewässerung benötigt
  • Bambus ist sehr widerstandsfähig
  • Bambusholz ist sehr hart und dicht ist – es kann zu robusten, langlebigen Möbeln und Bodenbelägen verarbeiten
  • Bambusholz ist – vor allem im Vergleich zu anderen Holzarzten – sehr leicht und flexibel

Ist Bambus fair?

Momentan wird Bambus oft noch kleinbäuerlich angebaut. Da das Material aber immer beliebter wird, kann sich das in den nächsten Jahren eventuell ändern. Bisher gibt es keine negativen Schlagzeilen über die Arbeitsbedingungen von Bambus-Bauern. Da die Bambus Branche in Europa noch in den Kinderschuhen steckt, gibt es bisher nur wenige stabile Handelsbeziehungen und kaum Zertifizierungen. Auch FSC®-Zertifizierungen sind für Bambus Produkte noch recht selten. Zertifizierte Bambus Produkte aus fairem Handel kannst du z.B. in Bio-Läden erwerben.

Wie du sehen kannst, ist Bambus wirklich ein nachhaltiges und ökologisches Produkt. Somit sind Schneidebretter oder Kochlöffel aus Bambus, bei denen du das Holz auch noch erkennen kannst, wirklich nachhaltige Produkte. Allerdings bestehen Bambusbecher eben nicht aus dem ganzen Holz, sondern aus einer Mischung von Bambusholzpulver und Kunststoff. Das macht diese Produkte, obwohl aus Bambus, nicht mehr nachhaltig bzw. ökologisch.

Melamin

Der in Bambusbechern enthaltene Kunststoff ist in der Regel Melamin, bzw. genauer gesagt Melaminharze. Melaminharze sind Kunstharze, die aus einer Verbindung von Melamin und Formaldehyd bestehen. Sie werden auch Melamin-Formaldehyd-Kondensationsharze (DIN-Kurzzeichen: MF) oder umgangssprachlich einfach nur “Melamin” genannt. Diese Harze bilden duroplastische Kunststoffe. Duroplastisch bedeutet, dass sie nach der Aushärtung weder durch Erwärmung noch durch andere Prozesse weiter verformt werden können.

Melamin ist bruchsicher und spülmaschinenfest, und daher ein beliebtes Material für Kinder-, Camping- und Mikrowellengeschirr, und eben auch für to go-Mehrwegbecher.

Vorteile von Melamin

  • Leicht
  • Witterungs- und lichtbeständig
  • Dauerhaft thermisch (80–130°C)
  • Stabil (bruchsicher) und kratzfest
  • Wärme- und feuchtigkeitsbeständig

Giftige Nachteile von Melamin

Ende 2017 hat das CVUA Stuttgart 35 als Bambus-Geschirr deklarierte Produkte getestet. Folgende Erkenntnisse wurden gewonnen:

“Bei den […] 35 Proben, davon etwa die Hälfte Coffee-to-go-Becher, handelte es sich um Kunststoffgegenstände, die fein zerkleinertes Bambusholz und Maisstärke allenfalls als Füllstoffe enthielten. Der verwendete Kunststoff war oft Melaminharz. Es wurden jedoch auch andere Kunststoffe, wie Harnstoff-Formaldehyd-Harze identifiziert. […] Keine dieser zuletzt genannten Proben wurde durch das CVUA Stuttgart als unauffällig beurteilt. […] Weiterhin fielen 11 von 35 Proben dadurch auf, dass zum Teil erhebliche Mengen Melamin und/oder Formaldehyd aus den Gegenständen in die darin befindlichen Prüflebensmittel übergingen. In diesen Fällen wurden die gesetzlichen Höchstmengen teils deutlich überschritten.” (Quelle: https://www.ua-bw.de/)

Formaldehydgas gilt als “wahrscheinlich krebserregend“. Melamin hingegen kann mit weiteren Substanzen Kristalle bilden, die zu Nierenschäden führen. Bereits bei Temperaturen über 70°C können gesundheitlich bedenkliche Mengen dieser beiden Stoffe in Lebensmittel übergehen. Bambus to go Becher werden vor allem für Heißgetränke verwendet, die vermutlich eine höhere Temperatur als 70°C haben. Es sei denn du achtest darauf, dass dein Getränk nicht heißer ist. Aber das macht eigentlich keinen Sinn und ist auch nicht praktikabel, vor allem nicht “on the go”. Es sei denn du hast immer ein Thermometer zur Hand. Vermutlich eher nicht.

Zusätzlich zur Verwendung für Heißgetränke ist auch jeder Spülmaschinengang gefährlich. Das Material wird durch die Temperaturen in der Spülmaschine immer weiter angegriffen, sodass bei jeder neuen Verwendung mit Heißgetränken noch größere Mengen der Giftstoffe in die Lebensmittel übergehen. Und trotzdem werden Bambusbecher als “spülmaschinengeeignet” beworben.

Mittlerweile raten viele verschiedene Quellen, unter anderem auch Testmagazine wie z.B. die Stiftung Warentest, von der Verwendung von Melamin-Geschirr ab. Am meisten besorgt uns hier der Fakt, dass Melamin-Geschirr häufig für Kinder verwendet wird. Davon können wir dir nach all den Erkenntnissen nur dringend abraten.

Update Juli 2019 – Testergebnisse der Stiftung Warentest zu Bambusbechern

Die Stiftung Warentest hat im Juli 2019 Bambusbecher getestet und dieselben gesundheitlichen Gefahren festgestellt, die auch wir hier genannt haben.

Nach 12 getesteten Bambusbechern, darunter auch ein Becher vom Hersteller Pandoo, lautet das Fazit der Stiftung Warentest: “Lassen Sie die Finger von Bambusbechern.” (Quelle: test.de)

Viele der Becher haben vor allem schlechte Noten im Bereich der Kennzeichnung bekommen, da wie wir bereits festgestellt haben, die Hersteller mit “biologischer Abbaubarkeit” werben, dies aber nicht für den kompletten Becher gilt, sondern nur für einen Teil davon. Einige geben nicht einmal an, dass die Becher Melaminharz enthalten.

Zudem gaben 7 der 12 getesteten Becher nachweisbar Schadstoffe in Heißgetränke ab. Mehr dazu kannst du bei Stiftung Warentest nachlesen.

Wirklich plastikfreie Alternativen zu Bambusbechern

Glücklicherweise sind Bambusbecher nicht die einzige Mehrweg-Alternative zum Einweg-Pappbecher. Es gibt wesentlich langlebigere Produkte, die komplett plastikfrei sind.

Zum Beispiel kannst du zu einem to go-Becher aus Edelstahl greifen. Das ist unser persönlicher Favorit. Vorteil ist, dass Edelstahlbecher lange warm bzw. kalt halten. Nachteil ist, dass sie recht schwer sind und in der Handtasche klimpern und klackern.

Eine weitere Alternative sind Becher aus Glas mit einem Korkrand oder Griff und Silikon- oder Schraubdeckel. Teilweise haben diese Becher aber auch Plastikdeckel, da musst du beim Kauf besonders Acht darauf geben. Nachteil der Glas-Variante ist natürlich das Gewicht und die Zerbrechlichkeit.

Plastikfreie to go Becher

Unser Fazit

Wir waren überrascht und schockiert, dass Bambusbecher, die ja eigentlich als super ökologisch beworben werden, doch zu einem Großteil aus Plastik bestehen. Noch mehr erschrocken hat uns allerdings der Fakt, dass wir uns vom grünen Image der Becher blenden ließen, und nicht einmal hinterfragt haben, aus welchem Material sie noch bestehen.

Obwohl Bambusbecher dazu gemacht sind, lange zu leben und viele Einweg-Becher zu vermeiden, sind wir von ihrem ökologischen Vorteil nicht mehr überzeugt. Denn am Ende des Produktlebenszyklus landet doch wieder Kunststoff im Müll. Zwar kann dieser Kunststoff zu einem Teil recycelt werden – aber eben nur zu einem Teil. Wer auf Kunststoff komplett verzichten möchte, bzw. Zero Waste leben will, der sollte lieber auf eine wirklich plastikfreie Alternative umsteigen.

Auch aufgrund der oben genannten Nachteile, und der Bedenken bezüglich des eingesetzten Materials “Melamin”, solltest du vorsichtig sein und für dich abschätzen, ob dir das Risiko für gesundheitliche Folgen zu hoch ist.

Wir persönlich würden aufgrund des Kunststoffanteils und den damit verbundenen Nachteilen letztlich keine Bambusbecher mehr kaufen.

Deine Meinung und dein Feedback

Was denkst du dazu? Würdest du noch Bambusbecher kaufen, oder willst du darauf in Zukunft lieber verzichten?

Kennst du noch weitere Hersteller, die wir anschreiben sollen? Dann lass es uns über Instagram oder hier unten in den Kommentaren wissen.

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Bestehen Bambus Becher aus giftigem Plastik?

Quellenverzeichnis:

https://www.ua-bw.de/pub/beitrag.asp?subid=1&Thema_ID=3&ID=2609&Pdf=No&lang=DE
https://www.verbraucherzentrale.nrw/aktuelle-meldungen/umwelt-haushalt/schadstoffgefahr-in-bambusgeschirr-20573
https://utopia.de/ratgeber/coffee-to-go-bambus/
https://www.bambus-geschirr.com/news/stellungnahme-bambus-geschirr-in-der-presse?fbclid=IwAR0dzef-t8NRuqUC318Teo_QU-xN9jUszqBJuwU-g8w5aIDx_IPZABCWsWo
https://utopia.de/ratgeber/wie-gruen-ist-bambus/
https://www.hausjournal.net/melaminharz-gesundheit

10 Kommentare zu „Bambusbecher aus giftigem Plastik? – Hersteller beantworten unsere Fragen“

  1. Danke für Eure tolle Recherche.
    Ich bin leider erst durch einen Anti-Plastik-Veranstaltung der Grünen vor der Europawahl auf das Problem mit dem Bambusgeschirr aufmerksam geworden.
    Ich habe als Alternative zu Plastikgeschirr in den letzten Jahren so viel Bambusgeschirr bei Budni und woanders gekauft, sowie kürzlich noch zahlreiche Mehrwegbecher aus Bambus , Maiskornpulver und Holzfaser bei Aldi. wüsste nun gerne, ob die auch so schadstoffhaltig sind. Wäre super, wenn Ihr Budni und Aldi Nord diesbezüglich auch anschreiben würdet!
    Herzensgrüße,
    Felicitas

    1. Liebe Felicitas,

      vielen Dank für dein liebes Kommentar.❤ Wir freuen uns sehr, dass dir unser Beitrag gefallen hat. Gerne fragen wir für dich bei Budni und Aldi Nord bezüglich der Zusammensetzung der Mehrwegbecher und des Geschirrs.

      Wir melden uns dann wieder bei dir, sobald wir eine Antwort erhalten haben.

      Ganz liebe Grüße
      Caro

  2. Herzlichen Dank für die umfangreiche und hilfreiche Recherche. Leider löst sie mein Problem nicht ganz… Denn mir geht es vor allem um das Kindergeschirr, nicht um den Coffee-to go (die Trinkflaschen sind bei uns bereits aus Edelstahl)und ich bin etwas ratlos. Denn gerade wenn einige Kinder da sind, sind Gläser einfach auch nicht die allertollste Lösung…. aber dann bleiben wohl nur BPA freie Becher oder Bambus zur Auswahl und was ist dann das kleinere Übel? Oder hat mir jemand noch eine Alternative? Lg Sarah

    1. Hallo liebe Sarah,

      vielen Dank für dein Kommentar. Wir verstehen, dass Glas für Kinder auch nicht gerade praktisch ist. Viele Bambus-Becher sind auch BPA-frei, das Melamin ist allerdings das Problem. Wir haben bei unserer Recherche leider keine Alternativen ohne diesen Stoff gefunden. Vielleicht kann dir auch die Community helfen.

      Wir stellen deine Frage auf Instagram (@fairlis.de). Sobald wir eine passende Antwort erhalten, melden wir uns wieder bei dir. Oder du folgst uns auf Instagram und schreibst uns eine Nachricht, dann setzen wir uns dort mit dir in Verbindung.❤

      Viele liebe Grüße
      Caro

  3. Ich bedanke mich für den sehr guten und aufschlussreichen Beitrag. Es ist also immer besser, zwei mal hinzusehen, bevor man etwas gut heißt,
    Viele Grüße aus Finnland
    Tina

    1. Liebe Tina,

      es freut uns, dass dir der Beitrag gefallen hat. Und ja, da hast du vollkommen recht – man sollte die Dinge immer hinterfragen, und darf nichts blind glauben.

      Liebe Grüße
      Caro

  4. hallo, ebenfalls vielen Dank für den tollen Bericht. Wie sieht es denn mit den Bechern von ecoffee aus.? Ich habe folgendes durch Verlinkungen gefunden:
    „Aus welchen Materialien wird Ecoffee Cup hergestellt?
    Es werden ausschließlich organische, natürlich sterile Bambusfasern, Maismehl und ein Harz aus Aminosäuren verwendet.“ ist dieser Harz nun natürlich oder synthetisch?
    Liebe Grüße
    Sonja

    1. Hallo liebe Sonja,

      danke für dein Feedback. 🙂 Es freut uns, dass dir der Beitrag gefallen hat.❤

      Wir haben uns mal in die Recherche gestürzt und eine klare Antwort auf deine Frage gefunden: Direkt auf der Herstellerseite selbst beantwortet Ecoffee Cup die Frage, ob ihre Becher Melamin beinhalten, leider mit “ja”.

      Yes, in accordance with strict EU regulations. Melamine is an organic base binding compound which is combined with bamboo fibre in the manufacturing process. This gives the cup its form and function, allowing it to be dishwasher-safe and suitable for hot liquids. Melamine has been in common use, including food surface tableware, since the 1930’s. This information is included on Ecoffee Cup websites and packaging.”

      Ohne Melamin wären die Becher gar nicht stabil und ungeeignet für heiße Getränke. Auch Ecoffee Cup beruft sich aber darauf, dass ihre Becher den EU Vorgaben gerecht werden. Wie wir aber im Beitrag schon geschrieben haben, heißt das nur, dass die Grenzwerte für giftige Stoffe nicht überschritten werden.

      Ihre Antwort kannst du auch hier noch einmal nachlesen: https://ecoffeecup.com.au/faqs/#does-ecoffee-cup-contain-melamine-

      Ich hoffe wir konnten dir damit weiterhelfen.

      Viele liebe Grüße
      Caro

  5. Avatar-Foto
    frausiebensachen

    Auch von mir danke für die Recherche und Darstellung. Dann wandern unsere “Bambus” Becher jetzt ins Bad als Zahnputzbecher und ins Auto für Kaltgetränke… Schade, wäre so toll gewesen, die Bambuslösung…

    1. Ja das ist wirklich schade 🙁 Aber vielleicht sind Edelstahlbecher ja eine Alternative für euch. Wir haben unsere von Klean Kanteen, dafür gibt es auch Deckel und die sind wirklich toll. Ganz liebe Grüße! Caro

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