Biomüllentsorgung – So teuer und schädlich sind Störstoffe im Biomüll

Biomüll im Kompost

Rund 15,6 Mio. t Biomüll wurden 2017 in Deutschland in Kompostierungs- und Vergärungsanlagen behandelt. Daraus wurden 4,4 Mio. Tonnen Kompost und fast 3,6 Mio. Tonnen Gärreste produziert, die als Bestandteil von Blumenerde oder als Dünger in der Landwirtschaft genutzt werden. Außerdem wurden in Vergärungsanlagen aus unserem Biomüll 626 Mio. m³ Biogas erzeugt. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Das klingt erstmal alles wunderbar: Ressourcen werden von der Natur genommen und zu einem Teil an die Natur zurückgegeben.

Soweit die Theorie. In der Praxis verursachen wir Menschen einige Probleme: Denn die Biotonne wird von uns nicht nur mit Biomüll befüllt. Häufig landen auch Metalle, Glas, Plastik, und sogar Steine als sogenannte “Störstoffe” in der Biotonne.

Störstoffe sind nicht nur schlecht für die Qualität des Komposts, der aus Biomüll gewonnen wird. Sie sind auch ein hoher Kostenfaktor für die verarbeitenden Betriebe, und eine Zumutung für die Mitarbeiter in den Sortieranlagen.

Wir wollen dir in diesem Beitrag zeigen, welche Schäden durch Störstoffe entstehen, und was du persönlich dagegen tun kannst.

Dafür durften wir im Januar 2020 die Biokompostieranlage WGV Recycling GmbH in Quarzbichl besuchen. Vor Ort lernten wir von Abfallexperten mehr über den kompletten Entsorgungsprozess, und die Weiterverarbeitung unseres Biomülls. Bei der Besichtigung der Anlage erhielten wir viele spannende Infos und Einblicke, die wir jetzt gerne mit dir teilen.

Let’s go.

Der Weg unseres Bioabfalls

Um zu verstehen welche Auswirkungen Störstoffe auf die Betriebe, die Qualität des Komposts und unsere Umwelt haben, wollen wir dir am Beispiel der WGV Recycling GmbH in Quarzbichl” zunächst kurz und verständlich erzählen, was mit unserem Bioabfall passiert, sobald wir ihn in die (hoffentlich richtige) Tonne geworfen haben.

Was wir vom Entsorgungsprozess unseres Biomülls sehen und kennen: Biomüll-Sammelfahrzeuge kommen bei uns vorbei, sammeln den Inhalt der Biotonne ein, und bringen ihn zu einer Kompostieranlage in unserer Nähe. In unserem Beispiel war das die WGV Quarzbichl.

In den Kompostieranlagen bzw. Recyclinghöfen wird der Inhalt unserer Biotonnen zunächst auf einem “Haufen” gesammelt. Schon hier konnten wir bei unserer Besichtigung mit einem Blick Unmengen an sogenannten “Störstoffen” entdecken.

Störstoffe sind alle Abfälle, die nicht in die Biotonne gehören, und im weiteren Prozess aussortiert werden. Dazu später mehr.

Auf dem folgenden Bild siehst du einen solchen Haufen mit unsortiertem Biomüll mit Fremdkörpern. Schau mal genau hin, was du alles erkennen kannst.

Unsortierter Biomüll mit Störstoffen

Um die Störstoffe vom “guten Biomüll” zu trennen, wird alles erstmal auf ein Sortierband gegeben. Dort werden Plastiktüten mit einen sogenannten “Sackaufreißer” aufgerissen, damit der ggf. wertvolle Biomüll freigesetzt werden kann.

Leider landen viele Plastik- und Biokunststofftüten im Biomüll. Die gehören da definitiv nicht hin, und werden aussortiert. Ohne das Aufreißen der (Bio-)Plastiktüten wird deren eigentlich wertvoller Inhalt ebenfalls weggeworfen und nicht zu Kompost weiterverarbeitet. Das bringt finanzielle Verluste und gibt die vorhandenen Ressourcen nicht an die Erde zurück.

Leider funktioniert das “Sackaufreißen” nicht fehlerfrei. Einige Tüten bleiben verschlossen und werden später mitsamt dem Inhalt aussortiert.

Vom Sackaufreißer aus wandert der Müll mitsamt den Störstoffen über ein Fließband zur ersten Siebung. Dort werden durch ein sogenanntes “SternsiebStücke kleiner 60 mm aussortiert und von Stücken größer 60 mm getrennt. Die Stücke größer 60 mm enthalten die meisten Störstoffe – sie wandern weiter zur Handsortierung.

Die Stücke kleiner 60 mm wandern in den sogenannten “Pufferspeicher” – ein Zwischenspeicher, aus dem der Fermenter “gefüttert” wird.

Auf dem Weg zur Handsortierung bzw. auf dem Weg in den Pufferspeicher passieren beide Bereiche eine Magnetrolle. Hier werden Metalle aussortiert. Davon gibt es im Biomüll viele, wie du auf dem folgenden Bild erkennen kannst.

Aussortierte Dosen, Kronkorken, Schrauben und andere Metalle aus der Biotonne

Die Stücke größer 60 mm gelangen in die Handsortierung. Hier stehen Menschen mit einer Art Harke und sortieren manuell am Fließband vorbeilaufende Störstoffe wie Plastiktüten, Flaschen, aber auch Biokunststofftüten (mitsamt Inhalt), Kaffeekapseln & Co. aus.

Frau hält falsch entsorgte Plastiktüten während der Handsortierung des Biomülls am Fließband in der Biokompostieranlage WGV Quarzbichl
Am Fließband werden Plastik- und Biokunststofftüten manuell aussortiert.

Logischerweise werden nicht alle Störstoffe erwischt. Einige wandern mit dem Fließband weiter und werden mit einer Maschine auf kleiner 60 mm zerkleinert. Danach wandern sie ebenfalls in den Pufferspeicher.

Außerdem wird gemeinsam mit den Störstoffen zwangsläufig auch gutes Material von der Harke mitgenommen und in den Störstoffcontainer abgeworfen.

Leider ist es nicht möglich Störstoffe bis zu diesem Punkt des Entsorgungsprozesses, selbst in der Handsortierung, komplett auszusortieren.

Aus dem Pufferspeicher werden stündlich ca. 2,7 t zerkleinerter Bioabfall über ein Fließband in den Fermenter gegeben.

Der Weg des vorsortierten und zerkleinerten Biomülls von Pufferspeicher zu Fermenter der Biokompostieranlage WGV Quarzbichl
Der Austrag vom Pufferspeicher in den Fermenter erfolgt über ein Fließband.

Im Fermenter verbleibt der Bioabfall 21 Tage (3 Wochen) bei > 52°C. Hier werden Keime wie z.B. Salmonellen abgetötet. Dieser Vorgang heißt “Hygienisierung“.

Im Fermenter wird außerdem Biogas produziert, welches dann in ein Blockheizkraftwerk gelangt. Dort wird damit Wärme und Strom produziert. Die Wärme wird in Quarzbichl zur Beheizung des Fermenters, des Rottetunnels, der Werkstatt und des Verwaltungsgebäudes verwendet. Der Strom wird zu einem Drittel ebenfalls in Quarzbichl genutzt, und zwei Drittel werden ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Diese erneuerbare Energie stammt aus einem Material, das nicht extra erzeugt werden muss, sondern bereits da ist. Eine super Sache!

Die Kuppel der Biogasanlage der WGV in Quarzbichl
Die Biogasanlage der WGV Quarzbichl.

Das Gärgut aus dem Fermenter wird entwässert. Die daraus gewonnene Flüssigkeit geht als Flüssigdünger in die Landwirtschaft.

Das entwässerte Gärgut läuft danach in 10 Rottetunnel, wo es – belüftet und beheizt – in weiteren 3 Wochen zu Kompost verrottet.

Rottetunnel mit Biomüll in einer Biokompostieranlage
Rottetunnel mit Biomüll der WGV Quarzbichl. Du erkennst hier immer noch sehr gut die Störstoffe.

Länger kann unser Bioabfall aufgrund der Kapazität nicht in der Anlage verbleiben. Aus diesem Grund werden auch Biokunststoffe nicht zersetzt, da sie mindestens 12 Wochen bei dieser Temperatur verrotten müssten.

Austrag Biomüll nach Rottetunnel vor Endabsiebung Bio Austrag der Biokompostieranlage WGV in Quarzbichl

Danach findet eine weitere Absiebung von Störstoffen mit variablen Feinheiten ab. Das mit den Störstoffen ausgesiebte Material geht als Siebüberlauf an Biomasseheizkraftwerke. Daraus entsteht Wärme für Nahwärmenetze.

Das “saubere” Material (nicht ohne Mikroplastik, aber frei von groben Störstoffen) geht als Qualitätskompost in die Landwirtschaft und den Gartenbau.

Fertiger Kompost der Biokompostieranlage WGV Quarzbichl
Fertiger Kompost der Biokompostieranlage WGV Quarzbichl.

Aus unserem Biomüll werden also folgende Endprodukte gewonnen:

  • Qualitätskompost
  • Wärme
  • Flüssigdünger
  • Strom und Wärme aus Biogas

Übrigens: Die in der Handsortierung aussortierten Störstoffe werden gesammelt und über den Restmüll entsorgt – also verbrannt.

Welcher Schaden entsteht durch Störstoffe im Biomüll?

Biokunststofftüte im Biomüll
Auch Biokunststoffe gehören nicht in die Biotonne.

Müll, welcher nicht in die Biotonne gehört, gilt als “Störstoff“.

Häufig falsch entsorgte Störstoffe sind: Plastiktüten, Glasflaschen, Blumentöpfe, Metalle, Plastikflaschen, aber vor allem auch immer häufiger Biokunststoffe.

Durch Störstoffe entsteht in der besuchten Anlage WGV Quarzbichl ein Schaden von 350.000€ jährlich. Das sind Kosten, die letztendlich über die Müllgebühren bei den Bürgern – also bei dir und mir – landen.

Die Kosten setzen sich aus diesen Punkten zusammen:

  • ca. 81.000€ pro Jahr für die Handsortierung, das Sortierpersonal und den Betrieb der Sortierkabine
  • ca. 83.000€ pro Jahr für die Entsorgung des aussortierten Materials (Störstoffe + wertvolles Material)
  • ca. 30.000€ für die Nachsiebung, das Personal dort und die Maschinentechnik
  • ca. 157.000€ pro Jahr für die Entsorgung des abgesiebten Anteils

Diese Kosten werden vor allem durch Plastiktüten, andere Plastikteile und Kaffeekapseln verursacht.

Vor allem durch Plastikteile, Plastiktüten und Biokunststoffe müssen jährlich von 6.000 Tonnen gutem Kompost rund 3.000 Tonnen abgesiebt und entsorgt werden. Ohne die Plastikteile wird diese Zahl auf ca. 1.000 Tonnen reduziert.

In den Kosten von 350.000€ pro Jahr fehlen Kosten für Anlagenstillstände und Reparaturkosten durch z.B. Steine in der Biotonne.

Deswegen unsere Bitte: Keine Plastiktüten, keine plastikähnlichen Biokunststofftüten und keine anderen Störstoffe wie Metalle, Netze, Drähte, Glas & Co. in die Biotonne entsorgen. Schon gar keine Kaffeekapseln aus Biokunststoff, Bambusbecher und –teller, oder andere große Biokunststoffe wie To Go-Becher & Co.

Biokunststoffe werden in nahezu keiner industriellen Kompostieranlage vernünftig und restlos verwertet und zersetzt!

Auswirkungen von Störstoffen auf die Umwelt

Wie oben erwähnt, ist es nicht möglich alle Störstoffe aus dem Kompost auszusortieren.

Das ist gesetzlich auch “akzeptiert”: Die Betriebe müssen bestimmte Grenzen für Störstoffe im Endprodukt einhalten. Die “Bioabfallverordnung” legt Schwermetallgrenzwerte fest, und definiert Anforderungen an die Hygiene der erzeugten Komposte und Gärreste.

Die “Düngemittelverordnung” setzt den maximalen Anteil an Fremdstoffen in Kompost und Gärresten fest.

Verformbare Kunststoffe wie z.B. Folienbestandteile dürfen nur 0,1 Massenprozent in der Trockensubstanz ausmachen. Alle weiteren Fremdstoffe wie z.B. Hartkunststoff, Glas, Metall etc.) dürfen nur maximal 0,4 Massenprozent in der Trockensubstanz ausmachen.

Daraus folgert, dass kleinere Fremdkörper im Kompost und Dünger zurückbleiben. Und das obwohl sich die Betreiber der Kompostieranlagen extrem viel Mühe geben, die Störstoffe gründlich zu entfernen.

Diese Fremdkörper landen mit dem Endprodukt “Erde” auf Felder und Wiesen, und damit in der Natur. Kein erstrebenswerter Zustand.

Häufige Fehler bei der Biomüllentsorgung

Aussortierte Steine einer Biokompostieranlage in Container
Sogar große Steine landen im Biomüll und müssen händisch aussortiert werden, da sie sonst die Maschinen zerstören würden.

Nicht nur in der Kompostieranlage der WGV Quarzbichl führen Störstoffe im Biomüll zu hohen Kosten und Umsatzverlusten.

Überall in Deutschland versuchen Betreiber von Kompostieranlagen und Umweltverbände darauf aufmerksam zu machen, welche Probleme falsch entsorgter Müll verursacht.

Trotz Kampagnen & Infomaterial gibt es noch viele Fehler bei der Biomüllentsorgung.

Diese Dinge gehören auf keinen Fall in die Biotonne – werden aber leider häufig darüber entsorgt:

  • Keine Plastiktüten, keine Biokunststofftüten – Restmüll
  • Keine verpackten Lebensmittel – Restmüll
  • Keine Biokunststoffprodukte (Kaffeekapseln, Teebeutel usw.) – Restmüll
  • Nichts “Plastikähnliches“, auch keine „kompostierbaren“ Biokunststoffe – Restmüll
  • Keine Steine – Kiesgrube, oder manche Recyclinghöfe
  • Keine Gartenerde/ Kein Erdaushub! – Kiesgruben
  • Kein Tierkot (hygienische Gründe) – Restmüll
  • Kein Tierstreu (Kleintiere, Katzenstreu) – Restmüll
  • Kein Holzabfall – kleine Bretter in den Restmüll, große zum Recyclinghof
  • Keine Asche (Schadstoffe) – abgekühlt in den Restmüll
  • Keine Flüssigkeiten (Öl, etc.) – Hier kannst du im Abfall-ABC nachschauen, oder bei deiner lokalen Abfallberatung nachfragen
  • Keine Windeln – Restmüll

Was darf alles in die Biotonne?

Obwohl es unterschiedliche Vorgaben je Region geben kann, gibt es auch Vorgaben, die deutschlandweit gelten.

Diese Dinge kannst du immer in die Biotonne werfen – egal in welcher Region du lebst:

  • Gemüse-, Salat- und Obstabfälle
  • Eierschalen
  • Küchentücher, Papiertaschentücher
  • Grasschnitt, Laub, Unkraut und kranke Pflanzen
  • Schnittblumen (ohne Deko)
  • Tonkugeln aus Hydrokultur
  • Blumentopferde ohne Steinchen
  • Sägemehl
  • Bambuszahnbürsten aus reinem Holz ohne Borsten

Was darf auf den Kompost, und was muss besser in die Biotonne?

Biomüll im Kompost

Nicht alles, was in die Biotonne darf, darf auf den Kompost. Wieso?

In der industriellen Kompostierung werden Keime, Krankheitserreger, Unkraut und Schädlinge bekämpft und durch die höheren Temperaturen abgetötet. Dieser Prozess nennt sich “Hygienisierung”. Das alles passiert im Gartenkompost nicht – auch nicht im inneren Kern des Komposts.

Aus diesem Grund gehören folgende Dinge NICHT auf den Gartenkompost:

  • Speisereste (zu hoher Salzgehalt, locken Ratten an) -> Biotonne
  • Tierkot (Krankheitserreger) – Restmüll
  • Kleintierstreu – Restmüll
  • Biokunststoffe – Restmüll
  • Kranke Pflanzen – Biotonne
  • Unkraut – Biotonne
  • Tierische Abfälle (locken Ratten an) – Biotonne
  • Inhalt von Staubsaugerbeuteln – Restmüll
  • Zitrusfrüchte und Bananen (stark mit Chemikalien behandelt – Spritzmittel bauen sich nur bei höheren Temperaturen ab) – Biotonne
  • Schnittblumen aus dem Supermarkt (stark mit Chemikalien behandelt) – Biotonne

Folgende Dinge kannst du auf dem Gartenkompost entsorgen:

  • Küchenabfälle wie Gemüse-, Obst-, Eierschalen (außer Zitrusfrüchte)
  • Laub
  • Rasenschnitt
  • Gesunde Pflanzenreste
  • Baumschnitt (zerkleinert)
  • Verbrauchte Blumenerde ohne Schädlinge
  • Teeblätter, Kaffeesatz (in haushaltsüblichen Mengen, wegen Zink- und Kupferbelastung)

Lösungsansätze für weniger Störstoffe im Biomüll

Wie immer wollen wir dir nicht nur Fakten, sondern auch ein paar Lösungsansätze mitgeben. Wir haben uns daher überlegt, was jeder von uns gegen Störstoffe im Biomüll machen kann.

Der erste Lösungsansatz ist bei sich anzufangen: Informiere dich, welche Dinge laut deiner Gemeinde oder Region in die Biotonne können. Und dann halte dich daran. Super easy!

Und wie bekomme ich meinen Biomüll ohne Plastiktüte zum Mülleimer?” fragst du dich jetzt vielleicht gerade.

Hier gibt es viele Tipps für den Transport deines Biomülls zur Mülltonne: Sammle alte Papiertüten (z.B. vom Einkauf, oder vom Bäcker) und benutze diese als Bioabfalltüte. Sammle deinen Biomüll in einer Schüssel oder in einem Kücheneimer und nimm diesen mit zur Biotonne. Oder benutze Zeitungspapier und falte es zur einer Papiertüte (Vorsicht! Keine glänzenden Werbeprospekte oder Illustrierte benutzen, die sind beschichtet).

Schwieriger wird es bei unartigen Nachbarn, die die gemeinsame Biotonne falsch befüllen. Was kannst du hier machen?

Leider sind viele Menschen beratungsresistent, oder fühlen sich von einem gut gemeinten Ratschlag bevormundet und angegriffen. Hier gilt “Der Ton macht die Musik“. Versuche deine Nachbarn freundlich darauf aufmerksam zu machen, welche Auswirkungen falsch entsorgter Biomüll hat.

Du kannst auf Infoseiten verweisen, Infozettel ausdrucken und mitgeben, oder unsere Story auf Instagram (@fairlis.de) teilen.

Aufkleber auf Biotonnen schaden nicht. Allerdings werden Aufkleber mit “Keine Plastiktüten in die Biotonne werfen” o.ä. zwar wahrgenommen, aber auch schnell wieder ignoriert. Eben weil die Auswirkungen einer Fehlentsorgung nicht klar sind.

Des weiteren gibt es Organisationen die groß angelegte Aufklärungskampagnen durchführen. So z.B. “wirfuerbio.de” (Werbung unbeauftragt).

Auch deine Gemeinde kann etwas gegen Störstoffe im Biomüll machen. In einigen Regionen gibt es Sammelfahrzeuge mit Störstoffdetektoren. Dieses Gerät überprüft automatisch den Inhalt der Biotonne, noch bevor alles im Sammelfahrzeug landet.

Bei enthaltenen Störstoffen bleibt die Tonne stehen und wird mit einer “Roten Karte” versehen. Der Besitzer muss seinen Müll nun selbst neu sortieren und kann die Tonne erst bei der nächsten Abholung leeren lassen. Oder er muss den Inhalt selbst zum Recyclinghof bringen.

Im Kreis Euskirchen sind solche Detektoren im Einsatz. Dort verringerte sich die Anzahl an Störstoffen stark: Von 4-5 % der stehengelassenen Biotonnen auf unter 1 %.

Wieso solche Detektoren Erfolg zeigen? Der “Biotonnen-Besitzer” wird mit seinem falsch entsorgten Müll konfrontiert, und muss sich aufgrund seines Fehlverhaltens darum kümmern. Das Problem verlagert sich nicht mehr auf andere Menschen, sondern betrifft die Person selbst. Das mag keiner.

Selbstverständlich kannst du persönlich keine Detektoren an Sammelfahrzeuge anbringen. Aber du kannst bei deiner Gemeinde nachfragen, wie sie zu solchen Entsorgungshilfen stehen. Eventuell gibst du damit einen neuen Denkanstoß.

FAQ – Eure Fragen zum Thema Biomüll

Wir haben euch auf Instagram gefragt, welche Fragen euch rund um das Thema Biomüll beschäftigen.

Eure Fragen haben wir im Gespräch mit den Abfallexperten der WGV Quarzbichl geklärt, und interessante Antworten erhalten.

Alle Fragen und Antworten findest du jetzt hier.

Weitere Infos und Videos zu unserer Besichtigung findest du auf Instagram in unserem Story-Highlight “Biomüll“.

Wie kann ich meinen Biomüll richtig entsorgen?

Um deinen Biomüll richtig zu entsorgen, musst du wissen, was in deiner Region in die Biotonne gehört. Informiere dich darüber am besten direkt bei deiner Stadt/ bei deinem Landkreis. Deinen Biomüll solltest du frei von Störstoffen in deiner Biotonne entsorgen. Als Alternative zu Biokunststoff- bzw. Plastiktüten kannst du deinen Biomüll in Zeitungspapier transportieren und entsorgen. Die enthaltene Druckerschwärze hat keinerlei Auswirkungen auf die Qualität der Komposterde. Glänzende Werbeprospekte und Illustrierte solltest du nicht verwenden.

Wird Verpackungsmüll aussortiert?

Verpackungsmüll, welcher durch eine Fehlentsorgung im Biomüll landet, wird maschinell und händisch aussortiert. Dieser Prozess ist ressourcen- und kostenintensiv. Alleine in der besichtigen Anlage entstehen durch falsch entsorgte Störstoffe 350.000€ Schaden pro Jahr. Zudem geht gutes Material verloren.
Werfe Verpackungen bitte nicht in den Biomüll, sondern trenne sie vom biologisch abbaubaren Inhalt und entsorge beides korrekt. Im Notfall das Produkt lieber im Restmüll entsorgen.

Was passiert, wenn Plastikbeutel im Biomüll landen?

Plastiktüten (auch die aus Biokunststoff) werden, wie jeder falsch entsorgte Verpackungsmüll, soweit es geht maschinell und händisch aussortiert. Bei einem hohen Störstoff-Aufkommen garantiert dieser Prozess nicht, dass das Endprodukt störstofffrei ist.
Plastik- oder Biokunststofftüten werden zum Teil maschinell zerkleinert und landen über weitere Gärprozesse & Co. als Mikroplastik auf unseren Feldern.
Obwohl das Gesetz die Menge an Störstoffen im Endprodukt regelt, landen in Summe größere Mengen Mikroplastik auf unseren Feldern.

Was wird bei der Biomüllentsorgung häufig falsch gemacht?

Der größte Fehler bei der Biomüllentsorgung: Die Annahme, dass Biokunststoffe in die Biotonne gehören, und sich dort vollständig zersetzen. Das ist definitiv nicht der Fall! Aus Kapazitätsgründen ist eine ausreichende Zersetzungsdauer nicht gewährleistet. Biokunststoffe werden nicht vollständig zersetzt. Sie werden, zusammen mit anderen häufig vorkommenden Störstoffen (z.B. Metallen, Steinen, Plastikflaschen, Plastikbeuteln) manuell oder maschinell aussortiert.

Wieso gibt es je nach Region unterschiedliche Vorgaben dazu, was in die Biotonne gehört?

Prinzipiell gibt es allgemeingültige Vorgaben, was in die Biotonne gehört. Allerdings gibt es je nach Region zum Teil strengere Vorgaben als in anderen Regionen. Das hängt damit zusammen, wie die Kapazität und die Ausstattung der jeweiligen Kompostieranlage dieser Region ist. Je nachdem wie viel Biomüll eine Anlage aufnehmen kann, und welche Maschinen sie besitzt, können sich Vorgaben unterscheiden. Informiere dich also bei Unsicherheiten bei deiner Gemeinde/ Stadt, bevor du etwas falsch entsorgst, und dadurch Schäden entstehen. Einfach nach “Abfallwirtschaftsberatung” und deiner Stadt ecosia’en – dort anrufen und/oder eine Mail schreiben.

Wieso darf nicht alles, was in die Biotonne kann, auch auf den Kompost?

Nicht alles, was in die Biotonne darf, darf auch auf den Kompost. In der industriellen Kompostierung werden Keime, Krankheitserreger, Unkraut und Schädlinge bekämpft und abgetötet. Dieser Prozess nennt sich “Hygienisierung“. Das alles passiert im Gartenkompost nicht – auch nicht im inneren Kern des Komposts.
Aus diesem Grund ist es wichtig, bestimmte Dinge über die Biotonne zu entsorgen, damit sich keine Krankheitserreger, Schädlinge & Co. ausbreiten.

Wieso müssen Störstoffe aussortiert werden?

Würden die Störstoffe nicht aussortiert werden, würden sie sich im weiteren Prozess der industriellen Kompostierung nicht zersetzen. Einige Störstoffe können zwar maschinell zerkleinert werden, sie würden aber als Fremdkörper in der produzierten Komposterde zurückbleiben, und damit in der Natur landen.
Dies würde sich fatal auf die Umwelt auswirken. Aus diesem Grund ist es wichtig, Störstoffe so gut es geht auszusortieren, bzw. durch eine korrekte und achtsame Entsorgung überhaupt nicht erst entstehen zu lassen.

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Quellen:

https://www.kreis-euskirchen.de/umwelt/abfall/detektor_bioabfall_33134.php

6 Kommentare zu „Biomüllentsorgung – So teuer und schädlich sind Störstoffe im Biomüll“

  1. Mega guter Artikel! Wie oft fahre ich mir an den Kopf, wenn wieder jemand seinen Biomüll in der Plastiktüte in die Biotonne wirft. Genau wie in Plastik verpackte Prospekte nicht in die Papiertonne gehören. Nur dass das Plastik in der Biotonne auch als Mikroplastik auf unseren Äckern landet. Hoffentlich gibt es hier noch mehr Aufklärungskampagnen. Liebe Grüße, Susi

    1. Liebe Susi,

      wir werden in Zukunft auf jeden Fall noch mehr Themen ganz genau beleuchten. 🙂 Danke für dein tolles Feedback!

      Liebe Grüße
      Caro

  2. Vielen Dank für den Beitrag zur Biomüllentsorgung. Ich suche schon seit längerem nach Informationen zu ausführlichen Informationen zur Speiseresteentsorgung. ​Interessant, dass durch Plastikelemente und Biokunststoffe jährlich 3000 Tonnen Kompost entsorgt werden, die eigentlich wiederverwertet werden könnten.

  3. Avatar-Foto
    Thomas Karbowski

    Gut zu wissen, dass Störstoffe nicht nur schlecht für die Qualität des Kompostes, der aus Biomüll gewonnen wird, sind, sondern auch ein hoher Kostenfaktor für die verarbeitenden Betriebe sind. Mein Onkel möchte ein Grundstück auf dem Lande mit Gemüse bepflanzen. Er wird darauf achten, dass der von ihm zu verwendende Kompost keine Störstoffe enthält.

  4. Ich möchte demnächst meine Mülltrennung verbessern. Dabei war es wichtig zu lesen, dass man mit Recycling sehr viel zum Umweltbewusstsein beitragen kann. Hoffentlich finde ich einen Entsorgungsservice, der mir dabei helfen kann.

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