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Wir produzieren täglich CO2, auch, wenn wir uns dessen nicht bewusst sind. Landwirtschaft, Viehhaltung, Kunststoffproduktion, Fast Fashion, Flugverkehr, Autos – diese CO2-Sünder kennen wir bereits, und versuchen dort unseren CO2-Ausstoß zu verringern. Doch wusstest du, dass auch das Internet einen wahnsinnige CO2-Schleuder ist?
Angeblich produziert das Internet stolze 830 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr, Tendenz stark steigend. Bis 2020 soll der CO2 Ausstoß des Internets sogar auf ca. 1,4 Millarden Tonnen ansteigen. Zum Vergleich: Die kommerzielle Luftfahrt hat im Jahr 2018 ca. 918 Millionen Tonnen CO2 produziert.
Doch trotz seiner enormen CO2-Bilanz könnte das Internet auch eine Art Klimaretter sein.
Wie das?
Nun. Durch die Digitalisierung werden immer mehr Prozesse und Dienstleistungen über das Internet erledigt. Videokonferenzen über Skype, Zoom, oder andere Konferenzdienste können Geschäftsreisen einsparen. Carsharing-Dienste, welche über Apps & Co. gebucht werden, reduzieren die Anzahl an Autos auf der Straße. Sogenannte Dropboxen und geteilte Laufwerke, so wie E-Mails, sparen “richtige” Post ein.
Durch die Digitalisierung könnten damit bis zu 8 Millarden Tonnen CO2 eingespart werden. Das würde die prognostizierten 1,4 Milliarden Tonnen CO2 des Internets wieder mehr als ausgleichen.
Eine weitere Gefahr lauert allerdings darin, dass das Internet auch den Konsum anheizt, und somit wiederum für einen insgesamt schlechteren ökologischen Fußabdruck sorgt.
Wie verursacht das Internet überhaupt CO2?
Wie kann das Internet eigentlich CO2 produzieren? Es ist doch quasi unsichtbar, überall verfügbar, hängt irgendwo in der Luft ab.
Ok, das stimmt natürlich nicht so ganz. 😀
Damit wir zuhause, im Büro oder im Café Internet bekommen, brauch es gewisser Rahmenbedingungen und technischer Voraussetzungen. So z.B. die Herstellung der Infrastruktur, und deren Energieverbrauch. Dazu gehören Rechenzentren, Netzwerke, Computer und Smartphones. Aber auch wir als Endverbraucher benötigen Strom, um diese Endgeräte und das Internet zu nutzen.
Und genau an diesen Stellen wird für das Internet zum Großteil fossile Energie verbraucht, und damit CO2 verursacht.
Natürlich spielen nicht alle oben genannten Bereiche gleichermaßen in den ökologischen Fußabdruck des Internets mit ein: Vor allem die Kühlung der Rechenzentren durch Klimaanlagen verbraucht Unmengen an Energie. Die Server sollten sich nicht über 25°C erhitzen, was vor allem im Sommer oder zu Stoßzeiten wie z.B. in den Abendstunden, wenn alle vor ihren Tablets, Smartphones oder Netflix abhängen, extrem viel Kühlaufwand erfordert.
Neue technische Entwicklungen und Funktionen, wie z.B. Video- und Musikstreaming, benötigen ebenfalls immer höhere Kapazitäten. Der Stromverbrauch von Rechenzentren und Netzwerken steigt damit immer weiter an.
70% des Datenvolumens geht angeblich für das Streamen von Filmen im Internet drauf. Alleine durch das Abspielen eines 10-minütigen Youtube-Videos wird z.B. so viel Strom verbraucht, wie ein durchschnittlicher Herd in 5min.
Auch die Betätigung einer Suchmaschine wie z.B. Google verbraucht eine Menge CO2. Zwar erscheinen bei uns nach Abfeuern der Suchanfrage bereits nach wenigen Sekunden die gewünschten Suchergebnisse – hinter den Kulissen, läuft aber wesentlich mehr ab: Unsere Anfrage besteht aus Datenpaketen, welche nach Absenden der Suchanfrage durch die sogenannten “Datenleitungen” des Internets zum Zielserver geschickt werden. Unterwegs passieren sie diverse weitere Rechner – je nachdem wie weit der Zielrechner entfernt ist. Sobald dieser erreicht ist, wird die Anfrage verarbeitet und die Daten wieder zurück geschickt. Derselbe Weg wird nochmals zurückgelegt. Abschließend muss die Website mit den Ergebnissen aufgebaut werden.
Google-Suchanfragen werden über Google-Server verarbeitet. Diese verbrauchen enorme Mengen an (fossiler) Energie. Angeblich kann mit der Energie, die bei 20 Google-Suchanfragen verbraucht wird, eine Energiesparlampe 1 Stunde lang brennen.
Anwendungen wie Facebook verursachen ebenfalls CO2. Unsere Profile mit allen Informationen, Fotos, geteilten Links etc. werden auf Servern gespeichert.
Facebook hat bekannt gegeben, dass seine Serverfarmen und sonstigen Operationen in 2018 einen CO2-Fußabdruck von 339.000 Tonnen verursacht haben. Das waren immerhin bereits 44% weniger Emissionen, als noch im Vorjahr. Und Facebook will seinen Fußabdruck noch weiter reduzieren. (Quelle: https://sustainability.fb.com/sustainability-in-numbers/#section-GreenhouseGasEmissions)
Solche großen Serverfarmen gibt es auch in Deutschland. So z.B. in Frankfurt. Hier verbrauchen die Rechenzentren mehr Energie, als der Frankfurter Flughafen. Etwa 20% der städtischen Energie fließen in die Serverfarmen.
Ist der CO2-Ausstoß des Internets wirklich schlimmer, als der des gesamten Flugverkehrs?
Immer wieder wird behauptet, dass der CO2-Ausstoß des Internets viel höher ist, als der des gesamten Flugverkehrs.
Bei unserer Recherche ist uns aufgefallen, dass es weder für den CO2 Ausstoß des Internets, noch für den des Flugverkehrs einheitliche Zahlen gibt. Je nach Quelle war entweder der CO2-Ausstoß des Internets, oder auch mal der des Flugverkehrs mehr.
Insgesamt sind die Ergebnisse aber meist recht nah beieinander. Man könnte also sagen, dass der reine CO2-Ausstoß von Internet und Flugverkehr im Moment ungefähr gleich ist. Man sollte aber die weiteren Klimaauswirkungen dieser beiden Sektoren, und auch deren Wachstum, betrachten.
Durch die Digitalisierung wird das Internet immer wichtiger, und es Bedarf immer mehr “Serverfarmen”. Sollte sich an der Art der Kühlung und der Verwendung fossiler Energien nichts ändern, wird der ökologische Fußabdruck des Internets in den nächsten Jahren vermutlich wesentlich schlimmer, als der des Flugverkehrs.
Zudem können wir uns vorstellen, dass der Flugverkehr insgesamt reduziert werden kann – nicht zuletzt auch durch die Digitalisierung.
Allerdings werden durch den Flugverkehr auch andere Schadstoffe in die Atmosphäre gebracht, und das nicht in Bodennähe, wie für das Internet, sondern direkt in hohen Atmosphäre-Schichten.
Eine konkrete Aussage lässt sich aufgrund der schlechten Datengrundlage aber nicht treffen. Falls wir irgendwann eine vernünftige, wissenschaftlich belegte Aussage finden, werden wir das hier entsprechend ergänzen. Bisher bleibt es ungenau.
In beiden Bereichen gibt es aber auf jeden Fall Potenzial, nachhaltiger und umweltfreundlicher zu agieren. Am Beispiel von Facebook sieht man bereits, dass es möglich ist, CO2 Emissionen auch im Bereich des Internets zu reduzieren.
(Disclaimer: Wir erwähnen Facebook hier nur als Beispiel. Wir sind weder gesponsert noch beauftragt, dieses Netzwerk zu erwähnen. Außerdem empfinden wir diverse andere Machenschaften von Facebook als weniger bewundernswert und wollen daher nicht für diese Plattform werben. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er damit umgeht, und ob er Facebook nutzen möchte.)
Wie du das Internet ökologischer machen kannst
Es gibt ein paar Möglichkeiten, wie der CO2-Ausstoß des Internets reduziert werden kann. Und zwar nicht nur auf Seiten der Produzenten, sondern vor allem auch bei uns als Endverbraucher.
Hier ein paar Tipps, wie du deinen ökologischen Fußabdruck im Internet reduzieren kannst.
Weniger E-Mails, Newsletter und vollgemüllte Postfächer
Ein Großteil der Energie für das Internet wird dazu benötigt, die Server zu betreiben, die z.B. unsere E-Mails und unsere sozialen Profile speichern.
Klimaforscher des Beratungsinstituts ICF International haben in einer Studie ausgerechnet, das jährlich 62 Billionen Spam-E-Mails verschickt werden. Diese verbrauchten 33 Milliarden Kilowattstunden Energie und verursachten damit die gleiche Menge an Treibhausgasen wie 3,1 Millionen Autos im Jahr. Heruntergerechnet auf eine einzelne Spam-Nachricht entspricht das einem CO2-Ausstoß von 0,3 Gramm. (Quelle: welt.de)
Pro E-Mail verbrauchen wir 10 Gramm CO2. Versendest du 10 Mails, verursacht das bereits so viel CO2 wie eine Energiesparlampe pro Stunde verbraucht.
Mails produzieren aber auch nach dem Versenden noch CO2 – und zwar in deinem Postfach. Alle Mails in deinem Postfach, sogar deine “gelöschten” Mails, die noch im Mülleimer rumliegen, benötigen Speicherplatz, und damit Energie.
In der Fernsehsendung “Galileo” wurde ein Experiment mit erstaunlichen Ergebnissen durchgeführt: Für das Experiment wurde von tausenden Usern jeweils 11 Mails innerhalb einer Stunde gelöscht. Insgesamt waren das 303.350 Mails, was 1,7 Kilogramm CO2 entspricht. Das klingt alleinstehend zwar nach nicht besonders viel, aber wie immer macht hier die Summe die Musik:
Wenn jeder Mensch auf der Welt jeden Tag 11 E-Mails löschen würde, könnten ca. 91.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von 125.000 Personen in Deutschland. Das hört sich doch schon mal echt gut an.
Du solltest also genau darüber nachdenken, welche Newsletter du wirklich noch erhalten willst, wie lange du deine Mails aufhebst, und du solltest so oft es geht deinen Mülleimer entleeren (am besten immer sofort, nachdem du eine Mail gelöscht hast).
Wie wäre es z.B. mal mit einem kleinen Frühjahrsputz deines Postfaches? (egal zu welcher Jahreszeit – das geht auch im Winter)
Weniger Googlen
Um deinen CO2-Ausstoß im Internet zu reduzieren, kannst du auch einfach weniger “Googlen”. Denn wie wir gelernt haben, verbrauchen 20 Suchanfragen so viel Energie wie eine Energiesparlampe in einer Stunde.
Und stell dir vor: pro Sekunde werden weltweit 45.000 Google-Suchanfragen abgefeuert!
Oder du verwendest eine Suchmaschine, die für Suchanfragen auch noch Bäume pflanzt, wie z.B. die nachhaltige Suchmaschine ecosia.de. (Anzeige, unbezahlt)
Ansatzpunkte für “Produzenten”
Wie immer müssen nicht nur wir Endverbraucher etwas gegen den CO2-Ausstoß eines Industriesektors tun – auch die Produzenten selbst müssen eingreifen.
Folgende Punkte sehen wir als dringend notwendig:
- Verbesserungen bei der Kühlung der Rechenzentren, z.B. durch Wasserkühlung. So kann auch die Abwärme genutzt werden.
- Die Herstellung der Endgeräte muss nachhaltiger gestaltet werden.
- Unnötige Servernutzung muss reduziert werden.
Unser Fazit – Gehen wir jetzt offline?
Wir sind wirklich schockiert, was für eine heftige CO2-Schleuder das Internet ist. Vor allem, weil sich ein Großteil unseres Lebens darin abspielt.
Nicht nur beruflich, auch privat (und durch unser Herzensprojekt fairlis.de) verbringen wir enorm viel Zeit im Internet. Dabei war uns bisher nicht benutzt, welche Auswirkungen dieses Verhalten auf unseren ökologischen Fußabdruck hat.
Also gehen wir jetzt offline?
Eher nicht. Das ist in unserem Alltag – und in der heutigen Zeit – einfach nicht machbar. Aber wir werden definitiv unsere Zeit im Internet und vor Streaming-Diensten reduzieren. Öfter mal ein gutes Buch in die Hand nehmen, anstatt Netflix oder Youtube zu schauen. Öfter mal den Plattenspieler beglücken, als Musik über Spotify zu hören.
Ein riesiges Thema, das meinem Gefühl der “Absicherung” total widerstrebt, wird für mich persönlich das Löschen meiner Mails sein. Vor allem bei der Arbeit habe ich fast meinen kompletten Mailverlauf der letzten 7 Jahre gespeichert. Shame on me. Hier wird also aussortiert und damit eine Menge CO2 gespart.
Insgesamt sind wir auch immer noch der Überzeugung, dass das Internet etwas Gutes ist: Es verbindet Menschen auf der ganzen Welt, und es führt zu einem wahnsinnig wichtigen Wissensaustausch. Außerdem sehen wir eine riesige Chance darin, dass das Internet den CO2-Ausstoß in anderen Sektoren reduzieren kann.
Wir hoffen, dass hier von Seiten der “Produzenten” noch einiges bzgl. Nachhaltigkeit getan wird, und dass mehr Bewusstsein für den ökologischen Fußabdruck des Internets geschaffen wird.
Wie ist deine Meinung zum CO2-Verbrauch des Internets und welche Konsequenzen würdest du daraus ziehen? Lass es mich bitte in den Kommentaren wissen!
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Quellen:
https://alistapart.com/article/sustainable-web-design/
https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/co2-abdruck-jede-sekunde-googeln-verbraucht-23-baeume
https://www.telespiegel.de/news/19/co2-verbrauch-internet/
https://www.dasding.de/lifestyle/Mails-loeschen-fuer-die-Umwelt,co2-sparen-im-alltag-100.html