Nassfestigkeitsmittel in Teebeuteln – Hersteller beantworten unsere Fragen

Teetasse mit Teebeutel in Händen gehalten

Anfang Januar 2019 haben wir viele bekannte deutsche Tee-Hersteller nach der Zusammensetzung ihrer Teebeutel befragt. Immer wieder wurde in dem Zusammenhang von “Nassfestigkeitsmitteln” gesprochen, welche offenbar dem Teebeutelmaterial zugesetzt werden müssen. Aus den Antworten der Hersteller wurde allerdings nicht ganz klar, ob dieses Nassfestigkeitsmittel standardmäßig im Teebeutelmaterial enthalten ist, oder nur bei manchen Herstellern verwendet wird.

Viele der befragten Hersteller haben nämlich behauptet, dass ihre Teebeutel zu 100% natürlich sind, und über den Kompost entsorgt werden können.

Aber ist das wirklich so? Bestehen tatsächlich nicht alle Teebeutel zu einem Teil auch aus Nassfestigkeitsmitteln? Welchen Zweck erfüllt es überhaupt, und ist es natürlich, oder synthetisch?

Oder vielleicht sogar ein Kunststoff???

Ein gut gehütetes Geheimnis – Nassfestigkeitsmittel und die tatsächliche Zusammensetzung von Teebeuteln

Selbstverständlich haben wir uns in gewohnter fairlis-Manier auf die Suche nach Antworten begeben.

Leider haben wir im Internet sehr wenige und kaum verständliche Informationen zur Zusammensetzung von Teebeutelpapieren gefunden. Auch zum Nassfestigkeitsmittel, und dessen Rolle im Teebeutelpapier, konnten wir wenig (eigentlich rein gar nichts) in Erfahrung bringen.

Wir haben also versucht, direkten Kontakt zu den Produzenten von Heißfilterpapieren herzustellen.

Unsere Traumvorstellung war es, die Hersteller entweder persönlich zu interviewen, oder vielleicht sogar eine Produktionsstätte besichtigen zu können.

Leider blieb das ein Traum, denn wir hatten mit unserer Kontaktaufnahme sowas von keinen Erfolg: Wir scheiterten bereits daran, die Hersteller von Teebeuteln überhaupt ausfindig zu machen.

Wir haben uns also – wieder einmal – an die uns bekannten Tee-Hersteller gewandt, mit denen wir aufgrund unseres ersten Artikels zu Teebeuteln bereits guten Kontakt hatten.

Bei einem Telefonat mit einem dieser Tee-Hersteller wurde uns mitgeteilt, dass die Filterpapierhersteller extrem verschlossen sind, und mit aller Kraft versuchen, ihre Produktionsprozesse geheim zu halten. Angeblich, weil sie keine Konkurrenzprodukte aus China & Co. wollen. Er hat unsere Hoffnungen, direkten Kontakt zu den Produzenten von Teebeutelpapieren herzustellen, noch weiter zerschlagen.

Wir verstehen natürlich, dass sich Produzenten gegen Wettbewerb schützen wollen. Trotzdem ist es schade, dass wir deswegen keine detaillierten Einblicke in die Produktion von Teefilterpapier bekommen konnten.

Zum Glück sind ein paar der angeschriebenen Tee-Hersteller unserer Bitte nachgegangen, unsere Fragen zum Nassfestigkeitsmittel an die Produzenten ihrer Teebeutelpapiere weiterzuleiten.

Obwohl es auch für die Teeproduzenten nicht leicht war, konnten wir auf diesem Weg indirekten Kontakt zu den Herstellern der Heißfilterpapiere aufbauen, und ein paar Antworten auf unsere dringlichsten Fragen bekommen.

Unsere Herstelleranfrage

Konkret haben wir folgende Fragen an die Hersteller weitergeleitet:

1. Was genau ist das Nassfestigkeitsmittel für Tee- und Kaffeefilterpapiere? Wie ist die genaue Bezeichnung?
2. Aus was besteht das Nassfestigkeitsmittel und wie wird es produziert?
3. Gehört Nassfestigkeitsmittel zu den Kunststoffen? Falls nein, was ist es dann? Da es erdölbasiert und ein Polymer ist, ist es auch nicht natürlich?
4. Wie zersetzt sich das Nassfestigkeitsmittel auf dem Kompost? Bleiben Rückstände zurück?
5. Wofür wird das Nassfestigkeitsmittel in den Tee- und Kaffeefilterpapieren genau gebraucht? Für die Produktion und/oder die Endnutzung?
6. Wie hoch ist der prozentuale Anteil am Nassfestigkeitsmittel im Teefilterpapier bzw. im Kaffeefilterpapier? Ist das die minimale Grenze?
7. Ist Nassfestigkeitsmittel gesundheitsschädlich? Krebserregend?
8. Gibt es eine Möglichkeit, Teebeutel auch ohne Nassfestigkeitsmittel zu produzieren? Falls nein, gibt es bereits Forschungen, die sich dem Thema annehmen?

Diese Fragen haben wir uns zum Teil während unserer Recherche selbst gestellt, manche kommen aber auch von euch aus der Community.

Die Hersteller und ihre Antworten

Leider wollen die Hersteller der Heißfilterpapiere nicht genannt werden, deswegen bleiben die Antworten anonym. Auch die angeschriebenen Tee-Hersteller kann ich in diesem Zusammenhang daher nicht nennen.

Ein Tee-Hersteller hatte uns zum Teil auch noch eigene Antworten geschickt – diese haben wir zusätzlich ergänzt.

Zwei von drei angeschriebenen Herstellern haben uns Antworten zurückgeschickt. Die Antworten des dritten Herstellers stehen noch aus und werden nach Erhalt natürlich ergänzt.

1. Was genau ist das Nassfestigkeitsmittel für Tee- und Kaffeefilterpapiere? Wie ist die genaue Bezeichnung?

Antwort Hersteller 1 (H1): Naßverfestigungsmittel sind Zusätze zu Filterpapieren, die dem nassen Teebeutel eine höhere Reißfestigkeit geben. Die ist für die Zeit des Aufgusses wichtig, und auch wenn die Teebeutel nach dem Ziehenlassen aus dem Teeaufguß gezogen werden.

Antwort Hersteller 2 (H2): Der Sorte 012/RL wird als Nassfestmittel ein als Polyamid Amin – Typ bekanntes Kunstharz zugesetzt. Diese Kunstharze sind vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR-Empfehlung 36 / 1) als geeignet und sicher für den Einsatz in Heißfiltrationspapieren eingestuft. Die Stoffe wurden von uns in der Angefügten BfR 36/1 Empfehlung rot hervorgehoben.  

Antwort Tee-Hersteller selbst (TH1): Die genaue Bezeichnung ist Nassfestigkeitsmittel (engl. ‚wet strength agent‘). Nähere Beschreibung s. unten.

2. Aus was besteht das Nassfestigkeitsmittel und wie wird es produziert?

Antwort H1: Siehe nächste Frage.

Antwort H2: “Zusatzstoffen zur Erhöhung der Nassfestigkeit sind wasserlösliche Polymerverbindungen, welche aus Erdöl hergestellt werden.”

Antwort TH1: “Diese Auskunft hat uns unser Hersteller gegeben: Die ursprüngliche Quelle basiert auf Rohöl und wird in das Papier eingebunden. Ölbasierende Polymere werden gemeinhin als Synthese definiert. Die Zugabe dieses Nassfestigkeitsmittel ist nötig, damit das Papier des Teebeutels im heißen Wasser nicht zerfällt, sondern anwendungsfähig ist. Seit über 30 Jahren sind Teebeutel mit Nassfestigkeitsmittel weltweit etabliert.”

3. Gehört Nassfestigkeitsmittel zu den Kunststoffen? Falls nein, was ist es dann? Da es erdölbasiert und ein Polymer ist, ist es auch nicht natürlich?

Antwort H1 zu Frage 2 +3: “Naßverfestigungsmittel sind organische Polymere bzw Harze. Sie sind nach gesetzlicher Klassifizierung keine Kunststoffe ! Die Art der Produktion ist uns nicht bekannt: Sie werden von den Papierherstellern wiederum von deren Zulieferern beschafft. Details der Herstellungsverfahren werden von diesen Zulieferern nicht an die Kunden weitergegeben (das ist deren Know-How).”

Antwort H2: “Das Nassfestmittel ist ein synthetisches organisches Polymer, das aus Erdöl gewonnen wird. Basierend auf den Eigenschaften des Polymers, seiner spezifischen Anwendung und den Definitionen in den europäischen Vorschriften über Kunststoffe wird dieses Polymer aus den unten beschriebenen Gründen nicht als Kunststoff eingestuft. Aus Sicht der europäischen Lebensmittelverordnung ist für die Klassifizierung des Nassfestmittels die Verordnung EU 10/2011 über „Materialien und Gegenstände aus Kunststoff, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen“ relevant (obwohl diese Verordnung nicht direkt auf Papiere anwendbar ist). Ein Auszug der Definitionen im Sinne dieser Verordnung bezüglich der Einstufung als Plastik sind im Folgenden genannt:

Auszug aus der Verordnung 10/2011 – Begriffsbestimmungen
1. „Materialien und Gegenstände aus Kunststoff“a)Materialien und Gegenstände gemäß Artikel 2 Absatz 1 Buchstaben a, b und c und b)Kunststoffschichten gemäß Artikel 2 Absatz 1 Buchstaben d und e;
2. „Kunststoff“ ein Polymer, dem möglicherweise Zusatzstoffe oder andere Stoffe zugesetzt wurden und das als Hauptstrukturbestandteil von fertigen Materialien und Gegenständen dienen kann;
3. „Polymer“ einen makromolekularen Stoff, gewonnen durch a) ein Polymerisationsverfahren, wie z. B. Polyaddition oder Polykondensation, oder durch ein ähnliches Verfahren aus Monomeren oder anderen Ausgangsstoffen; oder b)chemische Modifizierung natürlicher oder synthetischer Makromoleküle; oder c)mikrobielle Fermentation.

Aus unserer Sicht wäre es richtig, das Nassfestmittel als Polymere nach Definition 3 zu klassifizieren. Gemäß Definition 2 wird es nicht als Kunststoff eingestuft, da die inhärente Strukturfestigkeit durch die Fasern im Papier bereitgestellt wird und nicht durch das Polymeradditiv. Das Nassfestmittel ist nicht natürlichen Ursprungs.”

Antwort TH1: “Dieses Harz ist ein synthetisches organisches Polymer, das aus einer Originalquelle auf Rohölbasis stammt. Aufgrund der Eigenschaften des Polymers, seiner spezifischen Anwendung und der Definitionen in den europäischen Kunststoffvorschriften wird dieses Polymer nicht als Kunststoff eingestuft. (EU-Vorschrift 10/2011; demnach ist ein Kunststoff ein Polymer, dem Zusatzstoffe zugesetzt werden können.)”

4. Wie zersetzt sich das Nassfestigkeitsmittel auf dem Kompost? Bleiben Rückstände zurück?

Antwort H1: “Das Papier und damit das Naßverfestigungsmittel ist biologisch abbaubar, und hinterläßt auf dem Kompost keine oder nur geringfügige Rückstände. Die Abbaugeschwindigkeit ist von den Bedingungen im Kompost abhängig: Im privaten Kompost langsamer als bei industrieller Kompostierung.”

Antwort H2: “Unsere Sorte 612 ist gemäß der europäischen Norm EN13432: 2000-12 als kompostierbar zertifiziert (Teil 12 definiert die Anforderungen an die Verwertung von Verpackungen durch Kompostierung und biologischen Abbau). Wir legen das Kompostierbarkeitszertifikat der Dincertco-Zertifizierungsstelle bei. Die Sorte 012/RL besitzt einen vergleichbaren Anteil an Nassfestmittel (die weitere Zusammensetzung ist jedoch nicht vergleichbar).

Ein kompostierbares Material muss gemäß der Europäischen Norm EN 13432: 2000-12 die folgenden 4 grundlegenden Anforderungen erfüllen: biologische Abbaubarkeit, Desintegration während der biologischen Behandlung, Auswirkung auf den biologischen Behandlungsprozess und Auswirkung auf die Qualität des entstandenen Komposts (Ökotoxizitätsprüfung). Bei der Ökotoxizitätsprüfung wird festgestellt, ob die nach der Kompostierung zurückbleibenden Reststoffe das Pflanzenwachstum hemmen.

Alle bisherigen Ergebnisse der Ökotoxizitätstests von [Herstellername] zeigten keine nachteiligen Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum. Dies deutet darauf hin, dass potenzielle Rückstände des bei der Herstellung des Papiers verwendeten Nassfestharzes keine nachteiligen Auswirkungen haben (gemessen gemäß der Norm EN 13432 (ABSCHNITT 8 und Anhang E)) basierend auf der OECD-Richtlinie für die Prüfung von Chemikalien 208: 2006 (Landpflanzen – Wachstumstest)).”

5. Wofür wird das Nassfestigkeitsmittel in den Tee- und Kaffeefilterpapieren genau gebraucht? Für die Produktion und/oder die Endnutzung?

Antwort H1: “Für die Endnutzung. Für die Herstellung von Filterpapier oder dem Abfüllen von Teebeuteln wird dieser Zusatz nicht benötigt.”

Antwort H2: “Heißgetränkefilterpapiere müssen eine Widerstandsfähigkeit gegen (kochendes) Wasser aufweisen, um für die beabsichtigte Anwendung bei den Endverbrauchern geeignet zu sein. Während des Herstellungsprozess wird ein geringer Anteil (<1%) eines synthetischen Nassfestmittels zu der Fasersuspension zugegeben, um sicherzustellen, dass das Papier im (heißen) Wasser nicht zerfällt und für die Endanwendung (Teeaufguß) geeignet ist.”

6. Wie hoch ist der prozentuale Anteil am Nassfestigkeitsmittel im Teefilterpapier bzw. im Kaffeefilterpapier? Ist das die minimale Grenze?

Antwort H1: “Der Anteil im Papier ist deutlich unter 1%. Er läßt sich nicht weiter reduzieren. Da diese Stoffe mehr Geld kosten als die Fasern des Papiers, hatten die Papierhersteller selbst das größte Interesse daran, die zugesetzten Mengen zu minimieren.”

Antwort H2: “Unsere Beimischungsmenge von < 1% liegt deutlich unter dem in der BfR-Empfehlung genannten Höchstmenge.”

7. Ist Nassfestigkeitsmittel gesundheitsschädlich? Krebserregend?

Antwort H1: “Nein, es werden periodisch Unbedenklichkeitsuntersuchungen unabhängiger Institute erstellt und bescheinigt.”

Antwort H2: “Nassfestmittel wurden über viele Jahre auf ihre Lebensmittelunbedenklichkeit geprüft und vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR-Empfehlung 36 / 1) als geeignet und sicher für den Einsatz in Heißfiltrationspapieren eingestuft.  Wir haben die zugelassenen, als  Polyamid Amin – Typen bekannte, Nassfestmittel in der Anlage hervorgehoben. Unsere Beimischungsmenge von < 1% liegt deutlich unter dem in der BfR-Empfehlung genannten Höchstmenge. Unsere Produkte erfüllen alle Anforderungen dieser Empfehlung. Nassfestmittel sind für den Einsatz bei der Herstellung von Teebeutel zugelassen und für die Verwendung in der Produktion von Teebeuteln vollkommen sicher. Alle unsere Filterpapiere entsprechen den weltweit geltenden Lebensmittelkontaktvorschriften.”

Antwort TH1: “Nein, das Filterpapier für unsere Teebeutel wird regelmäßig von externen Laboren überprüft. Ein Gesundheitsrisiko besteht nicht.”

8. Gibt es eine Möglichkeit, Teebeutel auch ohne Nassfestigkeitsmittel zu produzieren? Falls nein, gibt es bereits Forschungen, die sich dem Thema annehmen?

Antwort H1: Derzeit nein. Die Papierhersteller forschen zwar an alternativen Naßfestmitteln, jedoch sind die Anforderungen sehr hoch und bislang gibt es keine Alternative.

Antwort H2: Der Einsatz eines Zusatzstoffes zur Erhöhung der Nassfestigkeit für Heißfiltrationsanwendungen ist in der Papierindustrie etabliert und aktuell alternativlos, um die geforderten Eigenschaften zu erzielen. 

Gegenwärtig gibt es keine natürlichen Alternativen zu diesen Zusatzstoffen, die dieselben technischen Eigenschaften aufweisen und für die Endanwendungen mit Lebensmittelkontakt zugelassen sind. Die Innovations- und Entwicklungsabteilung sucht und bewertet weiterhin alternative nachhaltige Rohstoffe und chemische Zusatzstoffe, die nicht aus Erdöl stammen, und gewährleistet gleichzeitig, dass das Sicherheits- und Qualitätsniveau unseres Papierportfolios erhalten bleibt.

Nassfestigkeitsmittel im Teebeutelpapier – die wichtigsten Infos im Überblick

Plastik oder nicht? Pyramidenteebeutel vs. normale Teebeutel

Zusammengefasst können wir festhalten, dass Nassfestigkeitsmittel in jedem Teebeutelpapier enthalten ist, da es für die Endnutzung in (kochend) heißem Wasser notwendig ist, damit der Teebeutel nicht zerfällt.

Auch wenn die Hersteller in unserem Beitrag “Plastik im Teebeutel – Hersteller beantworten unsere Fragen” behaupten, ihre Teebeutel bestehen aus 100% natürlichen Materialien, ist das so nicht ganz korrekt.

Nassfestigkeitsmittel sind zwar laut Definition keine Kunststoffe – aber was heißt das überhaupt “laut Definition”? Theoretisch ist Nassfestigkeitsmittel ein aus Erdöl produziertes synthetisch organisches Polymer. Klingt für mich als Laie erstmal nach Plastik.

Aber, da das Nassfestigkeitsmittel nicht als “Hauptstrukturbestandteil” dienen kann, wird es eben nicht als Kunststoff klassifiziert, sondern bleibt ein synthetisches Polymer (Kunstharz).

Was bedeutet “Hauptstrukturbestandteil”?

Nun. Im Teebeutel wird die Strukturfestigkeit z.B. durch die anderen Materialien (Abaca, Holzfaser) verursacht, und nicht nur das Polymer. Das Nassfestigkeitsmittel wird den anderen Materialien während der Produktion nur beigemischt, damit der Teebeutel später nicht im heißen Wasser zerfällt. Das gilt übrigens auch für Kaffeefilterpapiere.

Nassfestigkeitsmittel sind angeblich nicht gesundheitsschädlich. Doch wie wir bereits im Zusammenhang mit Bambusbechern gelernt haben, liegen solchen Prüfungen immer gewisse Normen und Grenzwerte zugrunde, die, sobald unterschritten, ein Produkt als “gesundheitlich unbedenklich” einstufen können.

Trotzdem bedeuten solche Unterschreitungen der Grenzwerte nicht, dass wirklich zu 100% alles gesundheitlich unbedenklich ist. Das wollen wir nur zu Bedenken geben, bevor wir uns hier wegen der Prüfungen und Zertifikate in Sicherheit wiegen. Zumindest gibt es bisher noch keine Studien, welche besagen, dass Nassfestigkeitsmittel bestimmte Krankheiten verursachen können. Das ist prinzipiell schon mal beruhigend.

Angeblich ist Nassfestigkeitsmittel kompostierbar. Wir haben aber aus den Antworten der Produzenten von Heißfilterpapieren gelernt, dass das nicht heißt, dass es rückstandslos verschwindet.

Ein laut Vorschriften kompostierbares Material erfüllt folgende Anforderungen: “[…] biologische Abbaubarkeit, Desintegration während der biologischen Behandlung, Auswirkung auf den biologischen Behandlungsprozess und Auswirkung auf die Qualität des entstandenen Komposts (Ökotoxizitätsprüfung). Bei der Ökotoxizitätsprüfung wird festgestellt, ob die nach der Kompostierung zurückbleibenden Reststoffe das Pflanzenwachstum hemmen.”

Nassfestigkeitsmittel erfüllen diese Anforderungen. Das bedeutet nicht, dass sie keine Rückstände in der Kompostiererde hinterlassen, sondern nur, dass die Rückstände des Kunstharzes keinerlei Auswirkungen auf das Wachstum der Pflanzen hat, welche später in diese Erde gepflanzt werden.

Leider gibt es bisher aber keine Alternativen für Nassfestigkeitsmittel – weder in Teebeuteln, noch in anderen Heißfilterpapieren (z.B. für Kaffeepads, Kaffeefilter, Teefilter, etc.).

Unser Fazit – Wie trinken wir jetzt unseren Tee?

Für diesen Artikel fällt uns ein Fazit ehrlich gesagt ziemlich schwer.

Nassfestigkeitsmittel sind als Beimischung für Heißfilterpapiere notwendig und müssen daher auch in jedem Teebeutelpapier enthalten sein. Da wir das als Endnutzer von Teebeuteln natürlich auch schöner finden, und kein Papierschlabber in der Tasse haben wollen, ist das auch irgendwie wichtig.

Es gibt zum Nassfestigkeitsmittel aktuell keine Alternative, und auch keine Forschungen für Neuentwicklungen.

Wirklich ungesund ist Nassfestigkeitsmittel angeblich nicht. Aber heißt das auch, dass es für Hardcore-Teetrinker wie mich (mindesten 5-6 Tassen am Tag) wirklich komplett unbedenklich ist? Diese Frage werde ich mir so schnell leider nicht beantworten können.

Trotzdem fühlen wir uns irgendwie nicht wohl bei der Vorstellung, dass ein (wenn auch winziger) Teil des Teebeutels aus einem erdölbasierten Polymer besteht. Ein Weltuntergang ist das jetzt natürlich auch nicht, aber es hinterlässt eben einen kleinen, unschönen Beigeschmack.

In unserem Beitrag “Plastik im Teebeutel” haben einige Hersteller geschrieben, dass ihre Teebeutel zu 100% aus natürlichen Materialien bestehen. Aus Sicht der Hersteller scheint das ja auch irgendwie zu stimmen, denn es werden (laut Definition) keine Kunstfasern verwendet. Außerdem bestehen die Teebeutel zum einem sehr großen Teil aus Naturfasern, da der Anteil des Nassfestigkeitsmittel häufig unter 1% liegt. Auch die Tee-Hersteller sind auf die Teebeutel angewiesen und können nichts an deren Zusammensetzung ändern.

Auch die Kompostierbarkeit von Teebeuteln sollte mit Vorsicht genossen werden. Zwar haben die Rückstände der Teebeutel keine negativen Auswirkungen auf die Erde, aber irgendwie lassen sie ja trotzdem etwas zurück, was theoretisch nicht da hingehört. Deswegen werden wir in Zukunft ausschließlich die Entsorgung von Teebeuteln über den Restmüll empfehlen.

Wir werden also weiterhin so vorgehen wie bisher: Wir brauchen unsere aktuellen Teebeutel-Vorräte weiter auf, und werden danach komplett auf losen Tee umsteigen.

loser Tee mit Teesieb und Teekessel
So sieht aktuell unsere “Zero Waste Tee”-Crew aus. Tee-Siebe in verschiedenen Größen, loser Tee, und ein plastikfreier Teekessel.

Eine Leserin hat uns übrigens einen schlauen Tipp gegeben: Die noch vorhandenen Teebeutel aufschneiden, und den Inhalt wie losen Tee verwenden. Die Teebeutel selbst über den Restmüll entsorgen. Das finden wir auch eine tolle Alternative, falls jemand direkt komplett auf Teebeutel verzichten will.

Wenn es sich ergibt, werden wir aber sicherlich auch noch ab und zu Tee aus Teebeuteln trinken, ob im Büro oder bei Freunden, die keinen losen Tee haben. Allerdings nur von Herstellern, die definitiv keine (laut Definition) “richtigen” Kunstfasern in ihren Teebeuteln verwenden.

Welche das sind, kannst du in unserem Beitrag “Plastik im Teebeutel – Hersteller beantworten unsere Fragen” nachlesen.

Wir würden uns wahnsinnig freuen, wenn die Hersteller von Heißfilterpapieren an Alternativen zum Nassfestigkeitsmittel forschen könnten. Aber eventuell ist es ja auch einfach die absolut einzige und ultimative Möglichkeit, Papier stabil zu halten?

Wir sind wirklich keine Experten, und konnten leider auch nicht persönlich mit den Experten sprechen. Über die schriftlichen Antworten der Hersteller haben wir uns trotzdem sehr gefreut, und konnten damit zumindest etwas mehr zum Thema Nassfestigkeitsmittel erfahren.

Wir hoffen, dass dich dieser Beitrag informiert hat. Es würde uns jetzt natürlich noch wahnsinnig interessieren, wie deine Einschätzung zum Nassfestigkeitsmittel ist, und wie du mit dieser Information umgehen wirst. Lass es uns bitte in den Kommentaren wissen!

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10 Kommentare zu „Nassfestigkeitsmittel in Teebeuteln – Hersteller beantworten unsere Fragen“

  1. hast du mal hinterfragt, ob diese Nassfestmittel wirklich so ungefährlich sind? also, wenn da zB Epichlorhydrin drin ist und das in Lösung geht oder sogar in noch giftigere Teile zerfällt, dann würde ich vielleicht lieber Mikroplastik trinken.

    1. Hallo 🙂 Selbstverständlich hinterfrage ich die Aussage, dass Nassfestigkeitsmittel ungefährlich sind. 🙂 Leider wird sich kein Hersteller dazu hinreißen lassen, über die tatsächliche Gesundheitsgefährdung durch ihre Produkte zu schreiben. Somit kann ich in der Hinsicht leider kein valides Gegenargument liefern, außer mein eigenes ungutes Gefühl bei der Nutzung von Teebeuteln.

    1. Hallo 🙂

      Vielen lieben Dank für deine Nachricht. Da hast du absolut recht! Das haben wir so auch im Beitrag geschrieben.

      Viele liebe Grüße
      Caro

  2. Vielen Dank für die ausführlichen Blogartikel zu den Teebeuteln. Ich hab neulich zu meinem kranken Mann gesagt, dass ich ihm keinen Beuteltee kaufen will, weil dort Plastik drin sein soll. Daraufhin haben wir überlegt, dass eigentlich in den Teebeuteln zum selber befüllen ja auch auch Plastik drin sein müsste. Eine kurze Google Recherche hat mich hierher geführt. Wir brauchen die Teebeutel jetzt noch auf und danach benutzen wir nur noch unsere Teekanne. Die hat innen ein Sieb.

    1. Liebe Marieke,

      vielen Dank für dein tolles Feedback! Es freut mich sehr, dass dir unser Beitrag weitergeholfen hat.♡
      Falls du die Beutel gar nicht mehr benutzen magst, kannst du sie auch aufschneiden und einfach den Inhalt wie losen Tee verwenden. 🙂 Diesen tollen Tipp hab ich von unserer Community bekommen und fand das super clever! 🙂

      Viele liebe Grüße
      Caro

  3. Hmm, das klingt nach einem spannendem Forschungsfeld für angehende Chemiker*innen oder Menschen aus dem Bereich Verpackungstechnik…
    Dazu Frage bzw. eher Kommentar: Der klassische Kaffefilter zum selber aufbrühen wurde ja von Frau Bentz zunächst aus Löschpapier gebastelt – und ich bin mir sehr sehr sicher, dass 1908 noch keine Alkan-Polymere eingesetzt wurden, erst recht nicht in Löschpapier (vgl. z.B. https://www.dpma.de/dpma/veroeffentlichungen/patentefrauen/melittabentz/index.html ).
    Die Nassfestigkeitsmittel für Filter müssen also irgendwann später eingeführt worden sein, was impliziert, dass es auch ohne ging… oder auch wieder gehen wird?
    Ein weiteres Feld für “Cradle to Cradle” -Design 🙂

    1. Hallo Caspar,

      spannende Gedanken! Vieles ging früher irgendwie auch ohne schädliche Zusätze und Inhaltsstoffe. Schade, dass wir uns hier in vielen Bereichen verschlimmbessert haben.

      Liebe Grüße, Caro

  4. Ich habe vor ca 1 Jahr mal bei einem Bio-Hersteller nachgefragt und die Antwort bekommen, dass ihre Teebeutel ohne nassfestmachende Zusätze auskommen. Nur durch die Abacafasern, eine mit der Banane verwandte Pflanze, würden sie den Effekt erreichen.

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